Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender der VERBUND AG, sprach beim Industrie- und Zukunftsforum im Hangar-7 in Salzburg über die Auswirkungen der Energiewende.
„Die grüne Transformation. Erneuerbare Energie – Infrastruktur – “ – so lautete der aktuelle Titel zum Vortrag von Michael Strugl, dem Vorstandsvorsitzenden der VERBUND AG. Strugl absolvierte mehrere Universitätsstudien, darunter Rechtswissenschaften sowie Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität Linz, International Finance an der University of Toronto sowie ein Stanford Executive Program an der Stanford University Graduate School of Business. Zudem hat er eine politische Karriere als Bundesrat, Klubobmann im Landtag, Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter in der oberösterreichischen Landesregierung (ÖVP) absolviert.
Rund 340 Gäste besuchten das Industrie- und Zukunftsforum in Salzburg, zu dem die Oberbank, die Industriellenvereinigung Salzburg und die „Salzburger Nachrichten“ am Dienstagabend in den Hangar-7 eingeladen hatten. Die Moderation bestritt SN-Chefredakteur Manfred Perterer, der nach dem Vortrag mit Strugl auf der Bühne diskutierte. Zahlreiche prominente Gäste aus Politik und Wirtschaft ließen sich dieses Event nicht entgehen; darunter waren Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Andreas Klauser (PALFINGER AG), Michael Baminger (Salzburg AG), Marianne und Theodor Kusejko (SIGMATEK GmbH & Co KG), Peter und Daniela Malata (W&H Dentalwerk Bürmoos GmbH), Cornelius und Matthias Geislinger (Geislinger GmbH), Andreas Innerhofer (Gasteiner Bergbahnen AG), Gerald Kiska (KISKA GmbH) sowie Georg und Thomas Imlauer (Imlauer Hotel & Restaurant Ges.m.b.H.). Klare politische Rahmenbedingungen gefordert Michael Strugl sprach in seinem Vortrag zunächst vom „Energie-Trilemma“, das der Weltenergierat so definiert: sichere Versorgung mit Energie, Zugang zu bezahlbarer Energie sowie Nachhaltigkeit in der Erzeugung und im Verbrauch von Energie. „Wir sind mitten im größten Transformationsprozess, den unser Energiesystem jemals erlebt hat“, führte Strugl aus. Das Ziel, weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbarer Energie zu kommen, betrifft dabei bei Weitem nicht nur Europa. „Die Investitionen in saubere Technologien betrugen dieses Jahr 3 Billionen US-Dollar, die in fossile Energie 2 Billionen US-Dollar. Das ist also schon ein erster Fingerzeig, in welche Richtung es gehen soll“, meint Strugl, der bei gänzlicher Dekarbonisierung und Energiewende mit einer Verdoppelung des Strombedarfs in Österreich rechnet. Dafür verantwortlich macht der Experte unter anderem Raumwärme, den allgemeinen Stromverbrauch, die Mobilität und die Produktion.
Der Weg zur Energiesicherheit und Unabhängigkeit funktioniert nur über Milliardeninvestitionen in erneuerbare Energien. „Es braucht privates Geld, aber auch öffentliches Geld aus EU-Mitteln, um die Energietransformation bewerkstelligen zu können“, sagte Strugl. Die Netzkosten für Kundinnen und Kunden werden zu Beginn steigen, langfristig sollen sie laut dem Verbund-CEO aber sinken. Von der Politik forderte er klare rechtliche Rahmenbedingungen und beschleunigte Verfahren für den Ausbau von Anlagen.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer bemängelte, dass derzeit vor allem die Energiekosten für die Salzburger Industrie und Wirtschaft zu hoch sind. Die Salzburg AG investiert 1,7 Milliarden Euro in den Ausbau der Netze und in Erzeugungsanlagen. Auch er sprach von einem deutlich höheren Strombedarf in den nächsten Jahren. „Die Elektromobilität wird für einen zusätzlichen Strombedarf von 20 Prozent, Digitalisierung, Rechenzentren und AI von 15 bis 18 Prozent sorgen.“
Salzburger Betriebe unter Kostendruck Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger machte sich seine Gedanken über die gesamtwirtschaftliche Lage: „Was wir jetzt als Erstes brauchen, ist die Sanierung des Budgets, damit wir den nötigen Spielraum gewinnen, um den Faktor Arbeit endlich zu entlasten. Die Vorzeichen für eine Verbesserung der Stimmung sind jetzt so gut wie lange nicht. Die Inflation hat sich beruhigt, damit hat die EZB Spielraum für weitere Zinssenkungen. Wir rechnen mit weiteren Senkungen, sodass wir in einem Jahr in etwa bei 2,5 Prozent stehen. Inflationsrückgang und Zinssenkungen sind immer die Vorboten für eine Verbesserung der Stimmung bei den Konsumenten und Unternehmen. Man kann das auch beziffern: Zinssenkungen im Ausmaß von 1 Prozentpunkt bedeuten in etwa 0,8 Prozent Wirtschaftswachstum nach einem Jahr.“
Peter Unterkofler, Präsident der IV Salzburg, ergänzte aus Sicht der Industrie: „Die Salzburger Unternehmen kämpfen mit dem Anstieg an Lohnstück-, Energie- und Bürokratiekosten – all diese Faktoren haben unsere Wettbewerbsfähigkeit massiv verschlechtert. Die gestiegenen regulatorischen Anforderungen sind stark kontraproduktiv. Salzburger Betriebe, die im Inland produzieren, stehen unter Kostendruck. Um die Situation stemmen zu können, brauchen wir dringend eine Senkung der Lohnnebenkosten. Die nächste Bundesregierung muss hier rasch ins Tun kommen! Wir dürfen nicht länger zusehen, wie Unternehmen zunehmend unter Druck geraten und bereits Stellen abbauen müssen.“
Salzburger Nachrichten