OMV kündigt Liefervertrag mit Gazprom – Chronologie

12. Dezember 2024, Wien/Moskau
Österreich bezog seit 1968 Erdgas aus der UdSSR bzw

Die OMV hat mit sofortiger Wirkung den langfristigen Gasliefervertrag mit der russischen Gazprom gekündigt. Damit hat die OMV nach eigenen Angaben keine Lieferverträge mit Gazprom und keine Geschäftsaktivitäten in Russland mehr. Österreich bezog seit 1968 Erdgas aus der UdSSR beziehungsweise Russland. Eine Chronologie:

Juni 1968: Die OMV als Nachfolgerin der Sowjetischen Mineralölverwaltung (SMV) unterzeichnet den ersten Importvertrag für Erdgas aus Russland.

September 1968: Das erste russische Erdgas fließt nach Österreich und damit nach Europa. Die VOEST liefert im Gegenzug Großrohre für Gaspipelines.

Mai 1974: Die Trans-Austria-Gasleitung (TAG) für den Transport von russischen Erdgas nach Italien wird in Betrieb genommen.

Jänner 1980: Die West-Austria-Gasleitung (WAG) für den Erdgastransport nach Deutschland geht in Betrieb und die „Gasdrehscheibe“ Baumgarten wird damit weiter gestärkt.

1998: Der 100 Milliardste Kubikmeter Erdgas aus Russland trifft in Österreich ein.

2006: Der Gasliefervertrag wird bis 2027 verlängert.

Ab 2010: Gazprom baut seine Gasspeicher in Europa deutlich aus, darunter jenen in Haidach bei Salzburg.

2014: Russlands Präsident Wladimir Putin zerstreut Sorgen in Wien wegen Bedenken gegen die Abhängigkeit. Kein Land müsse Angst haben, es bestünde eine „gegenseitige Abhängigkeit“.

2015: Der Russland und Gazprom geschäftlich nahestehende Rainer Seele wird OMV-Vorstandschef.

2018: Der Gasliefervertrag wird bis 2040 verlängert und auf 6 Mrd. Kubikmeter ausgeweitet.

Sommer 2021: Gazprom liefert weniger Erdgas an die europäischen Spotmärkte und füllt seine Gasspeicher in Europa nicht.

24. Februar 2022: Russland überfällt die Ukraine.

Frühjahr und Sommer 2022: Gazprom stoppt Lieferungen an mehreren europäische Länder, auch die OMV erhält weniger Gas als bestellt.

26. August 2022: Europäischer Gaspreis steigt auf Rekordhoch von 340 Euro pro Megawattstunde.

August 2023: Ukraine schließt Gespräche mit Russland über Verlängerung des Gastransits nach 2024 aus und stellt damit den Transitvertrag infrage.

Dezember 2023: Putin beschlagnahmt die OMV-Beteiligungen in Russland.

13. November 2024: Schiedsgericht spricht der OMV im Streit mit Gazprom gut 230 Mio. Euro zu.

15. November 2024: Gazprom kündigt an, ab 16. November der OMV kein Gas mehr zu liefern. Es fließt weiterhin russisches Gas nach Österreich, nur ist es nicht mehr für die OMV reserviert.

11. Dezember 2024: OMV kündigt mit sofortiger Wirkung den Liefervertrag mit Gazprom. Der russische Energiekonzern beging laut OMV „mehrere grundlegende Vertragsverletzungen“.

APA