Teurer Strom sorgt für lauten Ruf nach Entlastung

18. Dezember 2024, Innsbruck

Gestiegene Investitionen und rückläufiger Verbrauch erhöhen die Kosten. Rewe-Chef Haraszti kritisiert Aus der Strompreisbremse.

Ab Jänner wird Strom deutlich teurer, wie die TT bereits ausführlich berichtete. Konkret werden sich die Netzentgelte erhöhen. Laut der Regulierungsbehörde E-Control ist das vor allem auf gestiegene Investitionen sowie reduzierte Abgabemengen, also weniger Stromverbrauch, zurückzuführen. Das bedeutet, weniger Haushalte müssen die gestiegenen Kosten zahlen.

Im Österreichschnitt ergeben sich demnach ab 2025 um etwa 19 Prozent höhere Stromnetzentgelte für Industrie, Haushalt und Gewerbe. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden (kWh) steigen die Entgelte mit im Schnitt 23 Prozent deutlicher an, da die Mengenrückgänge in diesem Segment stärker wirken, heißt es von der E-Control.

Für einen durchschnittlichen Tiroler Haushalt erhöhen sich die Netzentgelte um 7,8 Prozent auf 7,81 Cent pro kWh, in Innsbruck beträgt die Teuerung 2,9 Prozent auf 9,86 Cent je kWh. Das entspricht Mehrkosten von 23,7 Euro pro Jahr in Tirol, in der Landeshauptstadt sind es plus 11,6 Euro im Jahr.

„Während im Vorjahr bundesweit in Summe noch Gesamtkosten in Höhe von rund 2,5 Mrd. Euro durch die Systemnutzungsentgelte aufgebracht werden mussten, so sind dies im laufenden Jahr bereits 3 Mrd. Euro, welche durch die Netzentgelte zu finanzieren sind“, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber.

Strompreisbremse läuft aus

Ab Jänner erhöhen sich nicht nur die Strom-Netzkosten deutlich. Die Abgaben, die in der Energiekrise auf ein Minimum gesenkt wurden, werden zudem wieder in voller Höhe schlagend.

Der Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti hält das Auslaufen der Strompreisbremse per Jahresende für „einen fundamentalen Fehler“ der Politik. „Gerade jetzt die Strompreisbremse zu lösen und einen privaten Haushalt mit 500 Euro pro Jahr mehr zu belasten, versteht kein Mensch“, sagte der Billa/Bipa-Konzernchef dem Kurier. Haraszti appelliert an die Regierung, die Strompreise „nicht durchrauschen zu lassen“. „Die Menschen sind schon sehr verunsichert, haben Sorgen wegen der Kriege und der Pleiten und jetzt droht die nächste Lawine an Energiekosten.“ Jetzt müsse „wirklich der Konsum stimuliert werden“. Der Rewe-Österreich-Chef wünscht sich strukturelle Entlastungen bei den Energiepreisen. „Vor dem letzten Energiepreisschock habe ich auch politischen Vertretern gesagt, dass man das Problem bei der Wurzel packen muss“, so der Handelsmanager. „Das ist nicht passiert und scheint jetzt wieder nicht zu geschehen.“

Attac und Volkshilfe fordern „Sofortmaßnahmen“, etwa dass die steigenden Netzentgelte auch von den Energiekonzernen finanziert werden. Die beiden Organisationen drängen auch auf eine Verbesserung und Verlängerung der Strompreisbremse. „Die Landesversorger haben allein im Jahr 2023 rund 2,5 Mrd. Euro Profit gemacht“, so Hanna Braun von Attac.

„Die Menschen sind schon sehr verunsichert (…) und jetzt droht die nächste Lawine an Energiekosten.“
Marcel Haraszti (Rewe-Österreich-Chef)

tiroler Tageszeitung Imst