Wegen Strompreisrückzahlungen standen Tiwag und IKB über Monate unter Strom. Jetzt zahlt der Landesenergieversorger 20 Millionen Euro an die Kommunalbetriebe.
Es ist eine schwierige Beziehung auf mehreren Ebenen – personell wie inhaltlich. In den 2000er-Jahren hat der Landesenergieversorger Tiwag für seinen Einstieg bei den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB) 250 Mio. Euro gezahlt. 50 Prozent minus einer Aktie besitzt die Tiwag an den IKB. Sie liefert auch den Strom, den die Kommunalbetriebe nicht haben. Ein Syndikatsvertrag regelt die Zusammenarbeit, Tiwag und IKB sind beim Strompreis eng miteinander verbunden.
Nach den Turbulenzen am Strommarkt und den Tariferhöhungen begannen die Turbulenzen. Im Innsbrucker Gemeinderatswahlkampf gab es sogar den Vorschlag, dass die IKB wieder eigenständig werden sollen. Der Syndikatsvertrag mit der Tiwag wurde sogar als Knebelvertrag bezeichnet. Als dann noch die Tiwag gerichtlich zur Rückzahlung von nicht gerechtfertigten Preiserhöhungen verpflichtet wurde, stand die Beziehung der beiden Unternehmen endgültig unter Strom.
Die Tiwag musste an ihre KundInnen 44 Millionen Euro zurückzahlen, 80.000 von den IKB erhielten im Vorjahr ebenfalls Geld zurück. Für einen Innsbrucker Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch zwischen 2300 und 3500 Kilowattstunden ergab das einen Betrag je nach Jahresverbrauch und Produkt zwischen 102 und 368 Euro. Wer die Kosten des Stromkostenentlastungspakets trägt, darüber gab es heftige Auffassungsunterschiede zwischen IKB und Tiwag, die den Stromvertrieb der IKB führt.
In den vergangenen Monaten wurde intensiv verhandelt, die IKB pochten auf die Vertragssituation. Laut TT-Informationen sollte ein umfassendes Finanz-Paket ausverhandelt werden. Schlussendlich einigten sich die Vertreter der beiden Energieversorger auf 20 Millionen Euro, die von der Tiwag an die IKB gezahlt werden. Ursprünglich sollen die Kommunalbetriebe deutlich mehr verlangt haben.
Das System, dass der Tiwag-Vorstand für Energiehandel, Energiewirtschaft, Energievertrieb und Energiestrategie Thomas Gasser auch im Vorstand der IKB vertreten ist, wird beibehalten. Im Konflikt zwischen Tiwag und IKB hat sich Gasser übrigens für befangen erklärt, in der Innsbrucker Stadtpolitik sieht man Gassers Doppelfunktion mittlerweile mehr als kritisch.
IKB und Tiwag
Strompreisehe: Unter dem ehemaligen Innsbrucker Bürgermeister und späteren Landeshauptmann Herwig van Staa erfolgte 2002 die Strompreis-Ehe zwischen dem Landesenergieversorger Tiwag und den IKB. Die Tiwag erwarb in einem ersten Schritt um 134,44 Mio. Euro 25,1 Prozent an den IKB.
Entschuldung: Mit dieser ersten finanziellen Tranche hat die Stadt Innsbruck die alten Stadtwerke-Pensionslasten abgedeckt, 2006 stockte die Tiwag ihre Anteile um 120 Mio. Euro auf knapp 50 Prozent auf. Das Geld floss vor allem in das neue Straßenbahn-/Regionalbahnkonzept.
Tiroler Tageszeitung