Das italienische Kulturministerium stemmt sich gegen einen Plan zum Bau einer Photovoltaik-Anlage in Aquileia in der Provinz Udine, wo seit mehr als 150 Jahren österreichische Archäologen forschen. Das Mailänder Energieunternehmen Renantis hat bei der Region Friaul-Julisch Venetien einen Antrag für den Bau auf einem Feld eingereicht, das nur 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum liegt. Die 3.000-Einwohner-Gemeinde wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Österreichische Archäologen forschen seit 150 Jahren vor Ort
Das italienische Kulturministerium ist gegen das Projekt, da die Photovoltaik-Anlage auf einem Gebiet von großem archäologischen Interesse entstehen sollte. Es bestehe Gefahr, dass Aquileia von der Liste der von der UNESCO geschützten Gebiete gestrichen werden könnte. Auch die Einwohner der Gemeinde wehren sich gegen das Vorhaben.
Seit mehr als 150 Jahren forschen österreichische Archäologen in Aquileia, der Großteil der Funde wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt. Nach vielen Jahrzehnten haben im vergangenen Jahr österreichische Archäologinnen und Archäologen mit italienischen Partnern erstmals wieder einen Großbau entdeckt: eine 37 mal 61 Meter große frühchristliche Basilika in typisch byzantinischem Baustil, wie man ihn bisher nur aus dem östlichen Mittelmeerraum kannte.
Bedeutende Handelsmetropole im Römischen Reich
Die 181 vor Christus gegründete Stadt Aquileia war eine bedeutende Handelsmetropole im Römischen Reich, Ausgangs- bzw. Endpunkt der Bernsteinstraße, einer der bedeutendsten antiken Adriahäfen und eines der wichtigsten Zentren des frühen Christentums. Die archäologische Forschung in der zehn Kilometer von der Lagune von Grado entfernten Stadt in der heutigen italienischen Region Friaul-Julisch Venetien wurde bereits in den 70er- und 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts von der k.k. Central-Commission, dem Vorläufer des Bundesdenkmalamts, begonnen. Hunderttausende Touristen fahren alljährlich am Weg nach Grado an den römischen Ruinen vorbei.
Im Zuge der Ausgrabungen wurden in Aquileia mehrere frühchristliche Kirchen und Gräberfelder entdeckt. Bereits in den Monarchiezeiten wurde eine Gräberstraße mit 60 Grabsteinen mit frühchristlicher Inschrift freigelegt.
APA