
Rechenzentren. EU pumpt 20 Milliarden Euro in KI-Gigafabriken
Eine einzige Anfrage an den KI-Chatbot ChatGPT soll Schätzungen zufolge etwa drei Wattstunden Strom verbrauchen. Das wäre immerhin zehn Mal mehr als eine Google-Abfrage. Anwendungen, die wie ChatGPT auf generativer KI basieren, erfordern enorme Rechenkapazitäten und somit leistungsstarke Server, die viel Energie verschlingen.
Rund um den Globus wachsen derzeit die Serverfabriken wie Schwammerl aus dem Boden. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) verbraucht ein heutiges Rechenzentrum mit 100 Megawatt jährlich etwa so viel Strom wie 100.000 Haushalte. Künftige Rechenzentren würden aber bis zu 20 Mal mehr Energie brauchen, was damit dem Verbrauch von zwei Millionen Haushalten entspricht.
Bis 2030 dürfte sich der Stromverbrauch der Rechenzentren auf 945 Terawattstunden sogar verdoppeln – und damit etwa den Stromverbrauch von Japan erreichen.
Der Siegeszug von KI treibt auch den weltweiten CO₂-Verbrauch in die Höhe. Dem IEA-Bericht zufolge steigen die CO₂-Emissionen von 180 Millionen Tonnen heute auf 300 Millionen Tonnen bis 2035. Zugleich könne KI aber auch dazu beitragen, Emissionen an anderer Stelle zu reduzieren, betont die IEA. „Befürchtungen, dass die KI den Klimawandel verschlimmert, scheinen übertrieben“, heißt es in dem Bericht. „Aber Erwartungen, dass die KI allein das Problem lösen könnte, sind es auch“, heißt es weiter. KI sei daher „kein Wundermittel“ gegen den Klimawandel, eine proaktive Politik sei weiterhin nötig.
Atomstrom-Comeback
Um den Energiehunger ihrer Rechenzentren zu stillen, investieren die großen Tech-Konzerne vermehrt in die Atomkraft. Microsoft will sogar einen bereits abgeschalteten Atomreaktor wieder hochfahren lassen. Amazon und Google setzen auf die Entwicklung neuer Mini-Atomreaktoren. Laut IEA-Bericht werden aktuell 30 Prozent der Rechenzentren mit Kohle betrieben. Künftig dürften Gas und erneuerbare Energien die wichtigsten Energiequellen werden.
Um im globalen KI-Wettbewerb nicht zurückzubleiben, pumpt die EU-Kommission insgesamt 20 Milliarden Euro in den Bau von KI-Fabriken und Supercomputern. Mit dem Programm „InvestAI“ sollen zunächst bis zu fünf Gigafabriken entstehen (der KURIER berichtete). Auch in Österreich wird vom Konsortium „AI Factory Austria AI:AT“ ein eigenes Ökosystem für Künstliche Intelligenz rund um Forschung, Unternehmen und öffentliche Hand errichtet und ein neuer Supercomputer angeschafft. Geleitet wird das Projekt von Advanced Computing Austria (ACA) und dem Austrian Institute of Technology (AIT).
Fakten
100.000 Haushalte
Ein Rechenzentrum verbraucht mit im Schnitt 100 Megawatt jährlich etwa
so viel Strom wie 100.000 Haushalte. Künftige Rechenzentren würden laut Bericht der Energieagentur (IEA) so viel Strom wie zwei Millionen Haushalte verbrauchen
1,5 Prozent
Im Vorjahr entfielen etwa 1,5 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf Rechenzentren. Der dafür verwendete Strom wird zu 30 Prozent mit Kohle produziert. Bis 2030 könnte der Stromverbrauch auf 3 Prozent steigen
Kurier