
Der landeseigene Tiroler Energieversorger Tiwag ist aufgrund des geplanten Kraftwerks im Kaunertal weiterhin der Kritik des WWF ausgesetzt. Die Naturschutzorganisation sprach dem Pumpspeicher-Projekt im Platzertal nach einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie die Wirtschaftlichkeit ab und ortete am Mittwoch ein „Milliardengrab“. Die Tiwag dementierte und sprach von einem „wirtschaftlichen Projekt mit Impulsen für den Standort“.
Es sollten nun aufgrund der belegten, fehlenden Wirtschaftlichkeit „Alternativen noch vehementer“ geprüft werden, erklärte WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Als mögliche Variante brachte sie – wie bereits im März 2024 – den Ausbau des zur Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz gehörenden Pumpspeicherkraftwerks Kühtai II in Stellung. Dieses habe auch mit Blick auf die benötigte Leistung „Potenzial für einen Ausbau“, was wiederum insgesamt auch „wirtschaftlicher wäre“.
Dies wollte der WWF indes mit einer Wirtschaftlichkeitsstudie des Energiewirtschaftlers Jürgen Neubarth – der schon zuvor Gutachten zum Kraftwerksprojekt im Auftrag des WWF erstellt hatte – untermauern. „Den 1,6 Milliarden Euro Gesamtkosten stehen keine entsprechenden Erlöse gegenüber“, meinte Neubarth. „Überdimensionierung der Speicherkapazitäten“ und die „Notwendigkeit einen zweiten Speicher zu bauen“ seien dabei die maßgeblichen Gründe für die angeprangerte „Unwirtschaftlichkeit des Ausbauprojektes Kaunertal“.
Tiwag konterte WWF-Kritik, Projekt wird „entscheidender Faktor am Strommarkt“
Besagter Pumpspeicher sei nicht nur ein „wichtiges Projekt für die Energiewende“, sondern habe auch positive Effekte für den Standort Tirol, hielt die Tiwag in einer Stellungnahme gegenüber der APA fest. Das Investitionsvolumen betrage zwar 1,6 Milliarden Euro, dem stehe allerdings eine Bruttowertschöpfung von 938 Millionen Euro gegenüber. Zudem handle es sich hierbei um ein Projekt, das „aufgrund seiner hohen Speicherkapazität“ ein „wirtschaftliches Projekt“ sei, das ein „entscheidender Faktor“ am künftigen Strommarkt sein werde.
Das Pumpspeicher-Projekt wurde Ende März 2025 zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) bei der Behörde eingereicht. Damit erfolge die Prüfung durch „neutrale Prüfgutachter“, und werde schließlich nur dann umgesetzt, wenn das Vorhaben tatsächlich „umweltverträglich ist“, argumentierte die Tiwag.
WWF bei Unwirtschaftlichkeit für „Reißleine“
Der WWF sah diese Umweltverträglichkeitsprüfung zwar nicht in Frage gestellt, forderte aber Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) als Tiwag-Eigentümervertreter auf, „das Projekt und mögliche Alternativprojekte gründlich auf deren Wirtschaftlichkeit hin zu prüfen“ und gegebenenfalls bei dem derzeitigen „Planungsfossil“ die „Reißleine zu ziehen“. „Es geht nämlich auch anders, wirtschaftlich besser und vor allem umweltverträglicher“, strich Urbanek in dieser Sache heraus.
Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht, die UVP erstmals 2012 gestellt worden. Sowohl frühere Landesregierungen als auch die aktuelle aus ÖVP und SPÖ bekannten sich bisher zum Kaunertaler Kraftwerksausbau. Die Tiwag betonte stets, am Kraftwerksprojekt führe kein Weg vorbei, um die in Tirol für 2050 anvisierte Energieautonomie zu erreichen.
APA