
Wie Sie jetzt zur neuen Förderung kommen, warum Schnelligkeit zählt und wann sich PV-Anlagen trotz weniger Geld vom Staat rechnen.
Die schlechte Nachricht: PV-Anlagen wurden mit 1. April schlagartig um 20 Prozent teurer. Daran sind keine Zölle oder Lieferengpässe am Weltmarkt schuld, sondern der Sparstift der neuen Regierung. Sie hat die eigentlich bis Ende des Jahres geltende Befreiung für PV-Anlagen und Stromspeicher von der 20-prozentigen Umsatzsteuer frühzeitig beendet.
Die gute Nachricht: Trotz Sparkurses gibt es heuer eine neue Förderung. Allerdings ist die Abwicklung nicht mehr so komfortabel wie mit der Steuerbefreiung. Man kehrt zum unbeliebten Windhundprinzip zurück. Gibt es mehr Anträge als Fördergeld, kommen jene zum Zug, die am schnellsten eingereicht haben. Das passierte zuletzt im PV-Boomjahr 2022, als regelmäßig Haushalte bei den Förderansuchen scheiterten. Abgelehnte Förderanträge könnten nun wieder Realität werden, weil viel weniger Fördergeld zur Verfügung steht. „Der staatliche Zuschuss zu den Investitionen beträgt 2025 60 Millionen Euro. 2023 standen für PV-Förderungen noch 600 Millionen Euro zu Verfügung“, sagt Vera Immitzer, Chefin des Branchenverbands PV Austria.
Wie viel Geld gibt es für PV-Anlagen und Stromspeicher?
Die Förderung bemisst sich an der Leistung der Anlage. Diese wird in Kilowatt-Peak (kWp) gemessen. Ein kWp produziert ca. 1.000 Kilowattstunden (kWh) Sonnenstrom pro Jahr. Die meisten privaten Anlagen sind zwischen fünf und zehn kWp stark. Für diese Anlagengröße gibt es auch den höchsten Investitions -zuschuss pro kWp. l Kategorie A: ein bis zehn kWp: 160 Euro pro kWp. l Kategorie B: zehn bis 20 kWp: 150 Euro pro kWp. l Ab Kategorie C: Bei Anlagen über 20 kWp kommen jene zum Zug, die den geringsten Förderbedarf pro kWp anmelden. l Stromspeicher: Pro kWh gibt es 150 Euro. Maximal werden 50 kWh gefördert. Die Förderung gibt es nur in Kombination mit der Errichtung oder Erweiterung einer PV-Anlage.
Heuer gibt es noch zwei sogenannte Fördercalls, bei denen um die Förderung angesucht werden kann. Der nächste Call findet vom 23. Juni bis 7. Juli statt. Im Herbst folgt noch ein Termin vom 8. bis 22. Oktober. In beiden Fällen heißt es schnell sein, da in den Kategorien bis 20 kWp der Zeitpunkt der Einreichung entscheidet.
Gibt es für Anlagen aus Europa mehr Geld?
Ja, erstmals gibt es mit dem Fördercall am 23. Juni einen Made-in-Europe-Bonus, um die Abhängigkeit von asiatischen Anbietern zur reduzieren. Kommen die PV-Module aus europäischer Fertigung, erhöht sich der Investitionszuschuss um zehn Prozent, trifft das auch auf den Wechselrichter zu, gibt es nochmals zehn Prozent. Maximal sind also 20 Prozent mehr Förderung für die Anlage möglich. Dazu kommt noch ein eigener Bonus bei europäischen Stromspeichern. Hier erhöht der Zuschuss die Speicherförderung ebenfalls um zehn Prozent. Beispiel: Ein Haushalt kauft eine zehn kWp große Anlage mit Modulen aus Asien, Wechselrichter und Speicher kommen aber aus Europa. Dadurch erhöht sich die Förderung für die Anlage von 1.600 auf 1.760, die Speicherförderung von 1.500 auf 1.650 Euro.
Wirklich relevant ist der Bonus vor allem im Bereich Wechselrichter. In vielen heimischen Anlagen kommen Geräte des oberösterreichischen Herstellers Fronius zum Einsatz. Dieser bietet seit heuer auch Stromspeicher an. Platzhirsch bei den Speichern sind aber längst chinesische Anbieter wie BYD. Noch fester in chinesischer Hand sind die Module. Sie haben in den vergangenen zehn Jahren die europäischen Anbieter fast zur Gänze verdrängt.
Der Bonus ist ein Anreiz, kann aber den höheren Preis europäischer Produkte nur zum Teil ausgleichen. So bietet z. B. Verbund seine Anlagen standardmäßig mit einem Wechselrichter des chinesischen Huawei-Konzerns an. Will man ein höherwertiges Produkt von Fronius, ist ein Aufpreis fällig. Bei einer Anlage mit 10,68 kWp schlägt dieser mit 1.092 Euro zu Buche.
So rechnet sich eine kleine Photovoltaikanlage mit Speicher mit der neuen Förderung mit der neuen Förderung
Bei 30 Cent Kosten pro kWh laut E Control, Mai 2025. ** Bei 8 Cent Einspeisetarif.
Was benötigt man, um die Bundesförderung zu beantragen?
Am ersten Tag des Fördercalls ab 17 Uhr müssen Sie selbst oder Ihr Installationsbetrieb online ein Ticket ziehen. Dies ist ausschließlich auf der Website der EAG-Abwicklungsstelle (eag-abwicklungsstelle.at) möglich.
Erst mit diesem Ticket kann der Antrag mit allen Daten eingereicht werden. Dazu zählen z. B. Anlagengröße und Zählpunktnummer, die zuvor vom Netzbetreiber vergeben werden muss. Für die Einreichung ist bis zum Ende des Fördercalls Zeit. Ansonsten verfällt das Ticket. Mit der Errichtung der Anlage kann schon vor dem Fördercall begonnen werden. Nur die Inbetriebnahme darf erst nach dem erstmaligen Förderantrag erfolgen.
Gibt es zusätzliche Förderungen der Länder?
Teilweise. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Auch gilt zu beachten, ob die Landesförderung mit jener des Bundes kombiniert werden darf. So fördert Wien Anlagen mit 250 Euro pro kWp und Speicher mit 200 Euro pro kWh. Eine Kombination mit der Bundesförderung ist nicht zulässig. In Salzburg wiederum werden Anlagen und Speicher zusätzlich zur Bundesförderung mit je 1.000 Euro bezuschusst.
Viele Bundesländer fördern klassische PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern jedoch gar nicht mehr, z. B. Nieder- und Oberösterreich und die Steiermark. Hier werden oft nur aufwendige Projekte wie Parkplatzüberdachungen mit PV-Anlagen zusätzlich gefördert. Diese dafür überaus üppig. So fördert Niederösterreich solche Parkplatzüberdachungen noch bis Ende September mit 850 Euro pro kWp. Großzügig sind manche Länder auch bei der Förderung von PV auf Mehrparteienhäusern. „In Wien gibt es dafür 500 Euro pro kWp. Das ist sehr attraktiv, auch wenn diese Projekte in der Umsetzung teurer sind“, sagt Cornelia Daniel, Gründerin des Solarberatungsunternehmens Dachgold. Auch manche Gemeinden fördern die Errichtung von PV-Anlagen. Die Förderungen sind oft gut „versteckt“. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Gemeindewebsite.
Tipp: Einen detaillierten Überblick über alle Landesförderungen und ob diese mit jener des Bundes kompatibel sind, finden Sie auf pvaustria.at/foerderungen.
Rechnen sich PV-Anlagen mit der neuen Förderung noch?
Ja, auch wenn die neue Förderung gerade bei kleineren Anlagen den Verlust der Umsatzsteuerbefreiung nicht ausgleichen kann. Eine Amortisationsdauer im Bereich von zehn Jahren ist weiter realistisch, auch wenn es bei den Berechnungen viele Unsicherheiten gibt, etwa die Höhe von Einspeisetarif und Strompreis (siehe Beispiel). Weil die Strompreise wieder gestiegen sind – im Jänner wurden die Netzentgelte für private Haushalte um 23 Prozent erhöht –, rechnet sich der Verbrauch des günstigen eigenen Stroms jedenfalls umso mehr. Hier fallen keine Netzkosten an. Laut E-Control betrug der Strompreis im Mai 2025 bei Neuabschluss eines Vertrages im Durchschnitt in Österreich rund 30 Cent pro kWh. Zum Vergleich: „Ein privater Haushalt kann bei seinem eigenen PV-Strom mit Gestehungs kosten von acht Cent pro kWh rechnen, mit Speicher liegen die Kosten bei zehn Cent. Größere Anlagen von Gewerbebetrieben kommen auf Gestehungskosten von fünf Cent“, kalkuliert Daniel. Gleichzeitig wird das Einspeisen von eigenem Strom durch gesunkene Tarife immer weniger attraktiv. Das spricht dafür, den Strom zu speichern, anstatt ihn für wenige Cent zu verkaufen.
Laut den Expertinnen ist angesichts der Budgetknappheit nicht damit zu rechnen, dass die Fördermittel im nächsten Jahr steigen. „Fakt ist, dass es heuer noch eine attraktive Förderung gibt. Das könnte 2026 schon ganz anders sein. Wer eine Anlage plant, sollte also unbedingt heuer um die Förderung ansuchen“, empfiehlt Daniel. Und Verbandschefin Immitzer erwartet, „dass in Zukunft nur noch Investitionen in Anlagen mit Stromspeicher gefördert werden könnten“. Dadurch würde man einen Anreiz setzen, noch mehr Strom selbst zu verbrauchen.
~ Kosten Photovoltaikanlage 5 kWp inkl. Montage 8.000 Euro Batteriespeicher 5 kWh 4.300 Euro abzüglich Förderung Anlage (160 Euro/kWp) –800 Euro abzüglich Förderung Speicher (150 Euro/kWh) –750 Euro Summe 10.750 Euro Nutzen/Jahr Strombedarf Vier-Personen-Haushalt 4.500 kWh Erwartete Stromproduktion 5.000 kWh Schätzung Eigenverbrauch in kWh (rund 70%) 3.500 kWh Einspeisung in das Stromnetz in kWh 1.500 kWh Ersparnis durch Eigenverbrauch in Euro 1.050 Euro* Ertrag durch Einspeisung ins Stromnetz 120 Euro** Amortisationsdauer bei gleichbleibenden Bedingungen 9 Jahre Nutzungsdauer Anlage 25 Jahre
Gewinn