
Der deutsche Sportwagenbauer Porsche verzichtet auf eine eigene Batteriezellfertigung und will sich laut Insidern von rund 200 Mitarbeitern seiner Tochter Cellforce trennen. Das Stuttgarter Unternehmen will sich auf die Entwicklung konzentrieren. „Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume am Montag.
Entwicklungschef Michael Steiner sagte, ursprünglich sei die Fabrik in Kirchentellinsfurt in Baden-Württemberg als „Anlauffabrik“ mit einem Produktionsvolumen von etwa einer Gigawattstunde im Jahr geplant gewesen. Später sei eine Skalierung an einem zweiten Standort geplant. „Das ist aus heutiger Sicht nicht realistisch.“
Die IG Metall kritisierte den Schritt und forderte einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen vor Abschluss der Betriebsratswahlen Mitte September. Der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Reutlingen-Tübingen, Kai Lamparter, schrieb in einem Brief an das Porsche-Spitzenmanagement, die vorzeitige und übereilte Entlassung der Mitarbeiter sei der falsche Weg. Stattdessen müssten Lösungen gesucht werden, welche die Zukunft des Standortes ermöglichten, die sich alle Beteiligten erwartet hätten. Porsche hatte staatliche Zuwendungen vom Bund und vom Land Baden-Württemberg für Cellforce erhalten. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums lehnte am Freitag eine Aussage dazu ab, ob das Geld zurückgefordert wird.
Ursprünglich schrittweise Weg zu großer Fabrik geplant
Der Sportwagenbauer hatte bereits im Frühjahr erklärt, Cellforce nicht wie ursprünglich geplant weiterführen zu wollen. Das Unternehmen bildete zu dem Zeitpunkt Rückstellungen von mehreren Hundert Millionen Euro und kappte seine Gewinnprognose. Ursprünglich war geplant, die zunächst kleine Fertigung für einige Milliarden Euro mit Partnern zu einer großen Fabrik auszubauen. Doch nach der Pleite des schwedischen Batteriezellherstellers Northvolt sank der Appetit in der Branche. Dazu kommt der schleppende Hochlauf der Elektromobilität. Vor allem in China findet Porsche keine Antwort auf den Elektroauto-Boom. Der Absatz bricht ein. Auch in den USA läuft das Geschäft mit Elektroautos schlechter als erwartet. Zusätzlich erschweren die höheren Zölle von US-Präsident Donald Trump das Geschäft.
In Europa verzögert sich die Einführung mehrerer elektrischer Modelle. Einem Bericht der „Automobilwoche“ zufolge kündigte Porsche seinen Vertrag mit dem finnischen Zulieferer Valmet Automotive auf. Valmet sollte in einer Fabrik in Kirchardt bei Heilbronn Batteriemodule für die elektrischen Versionen der Modelle Boxster und Cayman fertigen. Porsche gehörte zu den Northvolt-Kunden.
APA/Reuters