
Der japanische Mischkonzern Mitsubishi zieht sich wegen stark gestiegener Kosten aus drei großen Windkraftprojekten auf hoher See in Japan zurück. Die Aufstellung eines tragfähigen Geschäftsplans sei unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht möglich, teilte das japanische Unternehmen am Mittwoch mit. Das Geschäftsumfeld für Offshore-Windkraft habe sich weltweit aufgrund angespannter Lieferketten, einer beschleunigten Inflation und schwankender Zinssätze erheblich verändert.
Dies ist ein Rückschlag für die Energieziele des Landes, das seine Abhängigkeit von importierten Brennstoffen verringern will. Japan will seine Offshore-Windkraftkapazität bis 2030 auf zehn Gigawatt ausbauen. Das japanische Wirtschaftsministerium erwägt eine Lockerung der Vorschriften für Entwickler, um den Sektor zu stützen.
Ein von Mitsubishi geführtes Konsortium hatte 2021 die erste staatliche Auktion für die drei Windparks in den Präfekturen Chiba und Akita gewonnen. Die Anlagen mit einer geplanten Kapazität von 1,76 Gigawatt sollten zwischen 2028 und 2030 in Betrieb gehen. Mitsubishi hatte wegen der Projekte bereits eine Belastung von 52,2 Milliarden Yen (304 Mio. Euro) verbucht. Der Partner Chubu Electric Power rechnet nach eigenen Angaben mit einem Verlust von rund 17 Mrd. Yen im laufenden Geschäftsjahr.
Weltweit Kostensteigerungen und Verzögerungen
Der Rückzug von Mitsubishi ist kein Einzelfall in der Branche, die weltweit mit Kostensteigerungen und Verzögerungen zu kämpfen hat. So hatte sich der dänische Konzern Orsted im vergangenen Jahr aus Japan zurückgezogen, und auch Shell verkleinerte jüngst sein Team für Offshore-Windkraft in Japan.
Der Rückzug sollte jedoch nicht als Katastrophe für die Windenergie in Japan gewertet werden, kommentierte Yuriy Humber, Chef der in Tokio ansässigen Beratungsfirma Yuri Group. „Mitsubishi hat in der ersten Runde aggressiv geboten, aber makroökonomische und andere Faktoren haben sich gegen sie gewendet.“ Jetzt gebe es eine Neuausrichtung, aus der der Bereich gestärkt hervorgehen werde. Zu den Gewinnern anderer Offshore-Auktionen in Japan gehören die europäischen Energiekonzerne RWE, Iberdrola und BP.
APA/Reuters