Deutscher Autoverband und IG Metall gegen Verbrennerverbot

12. September 2025, Berlin
Rahmenbedingungen für Umstieg seien noch ungenügend, heißt es
 - Klagenfurt, APA/THEMENBILD

Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) und die Gewerkschaft IG Metall drängen gemeinsam zu einer Abkehr vom hundertprozentigen Umstieg auf neue Elektroautos ab 2035. „Die Elektromobilität bleibt der zentrale und richtige Weg, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigung der deutschen Automobilindustrie und ihrer Standorte in der Zukunft zu sichern“, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Papier.

Doch weil die Rahmenbedingungen für den Umstieg noch ungenügend sind, halten die Verbände die von der Europäischen Union (EU) angestrebte Beschränkung auf CO2-emissionsfreie Autos ab 2035 nicht für erreichbar. Sie fürchten um Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze, wenn die Vorschriften nicht geändert werden. Am Freitag will sich Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen mit Spitzenvertretern der Branche treffen, um über die Herausforderungen des Sektors zu sprechen.

Politik muss Bedingungen für E-Mobilität verbessern

„Die Politik muss endlich die Rahmenbedingungen für die Elektromobilität in ganz Europa schnell und umfassend verbessern“, forderten VDA und IG Metall. Sie müsse außerdem die CO2-Regulierungen „flexibilisieren“. Sie machen damit gemeinsam vor einem wichtigen Treffen der EU-Kommission mit der Autoindustrie, dem Strategischen Dialog, am Freitag in Brüssel Druck, die vor sechs Jahren beschlossenen Regeln zum Klimaschutz für Autos zu ändern. Umweltverbände kritisierten den Kurswechsel der Gewerkschaft in Sachen Klimapolitik.

Die Vertreter von Unternehmen und Beschäftigten wiesen auf die kritische Lage der Autobranche hin, die in China um Marktanteile kämpft und massiv durch US-Importzölle belastet wird. „Die Situation in der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie spitzt sich weiter zu“, warnten sie. Jeden Monat gingen Arbeitsplätze in der wichtigsten deutschen Industrie verloren – von Juni 2024 bis Juni 2025 über 50.000 Stellen. „Wir brauchen daher einen pragmatischen Umgang mit Hybridtechnologien und erneuerbaren Kraftstoffen“, erklärten VDA und IG Metall. So könnten nach unterschiedlichen Studien europaweit bis zu 200.000 Arbeitsplätze gesichert werden.

Hybridantrieb umstritten

Dabei gelte es, Anreize zu schaffen, damit Autos mit Hybridantrieben von Verbrennungsmotor und Batterie überwiegend elektrisch gefahren werden. Sie dringen außerdem darauf, die bereits geplante Zulassung von Fahrzeugen mit CO2-neutralen Kraftstoffen zu regeln. „Es bedarf einer entschlossenen industriepolitischen Initiative zur Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen für den Hochlauf der Elektromobilität und zur Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit“, hieß es weiter in dem Appell.

Der Umweltverband Transport & Environment (T&E) sprach sich gegen eine längere Zulassung von Plug-in-Hybrid-Wagen aus, weil sie viel Treibhausgas ausstoßen – fast fünfmal so viel in der Realität, wie in Zulassungspapieren steht. Das sei nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch teuer für die Autofahrenden. Auch den Einsatz von E-Fuels hält T&E für keine realistische Option. „Studien zeigen, dass diese weder im großen Stil verfügbar noch bezahlbar sein werden.“ Die IG Metall begebe sich auf einen Holzweg, wenn sie mit dem VDA die Verwässerung der Klimaregeln fordere.

„Mitten im E-Auto-Boom lässt sich die IG Metall von der Verbrenner-Lobby vor den Karren spannen“, kritisierte auch die Verkehrsexpertin von Greenpeace, Marion Tiemann. Wenn sich die Autoindustrie jetzt etwas Zeit kaufe, werde sie endgültig den Anschluss im Wettbewerb um saubere Mobilität verlieren. „Sich jetzt an eine gestrige Technik zu klammern, heißt, morgen vielleicht gar keine Arbeitsplätze mehr zu haben.“

VDA und IG Metall fordern unter anderem: Steuerliche Anreize zum Kauf von Elektroautos, den schnelleren Aufbau von Ladeinfrastruktur und Stromnetzen, billigeren Ladestrom in Deutschland und mehr Transparenz an den Ladesäulen sowie den Aufbau einer Batteriewertschöpfungskette in Deutschland und Europa. Zulieferer sollen in der schwierigen Umbauphase mit Liquidität und Eigenkapital unterstützt werden.

APA/Reuters