
Ein anderes „Mindset“ zur Transformation des Energiesektors forderte am Donnerstag Michael Strugl, Vorstandschef der Verbund AG, beim Kongress „inspire“ in St. Wolfgang. Saubere Technologien böten eine enorme Marktchance, das zeige das Beispiel China. Europa müsse sich dem Innovationswettbewerb stellen und die Technologieführerschaft erreichen, wie Österreich bei der Wasserkraft: „Das kann niemand so gut wie wir“, so Strugl.
Alle zwei Jahre lädt Österreichs größter Stromerzeuger zu einer Art Standortbestimmung der Branche. Strugl warnte davor, die Klimaziele oder die Energiewende infrage zu stellen. „Es ist nicht so, dass Europa auf einem verrückten Irrweg ist.“ Weltweit würden 2200 Mrd. Euro in saubere Technologien investiert und nur 1100 Mrd. in Öl und Gas. Die höchsten Öko-Investitionen kämen dabei von China, gefolgt von den USA. Erst dann komme die EU. China habe doppelt so viele Windräder und Photovoltaikanlagen installiert wie der Rest der Welt zusammen.
Die Energiepreis-Debatte dürfe nicht den Blick verstellen „auf die Hausaufgaben, die wir über die Energiekosten hinaus machen müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu erhöhen“, betonte der Verbundchef und plädiert für einen „pragmatischen Zugang“. Erzeugung und Netze sollten so ausgebaut werden, dass die Abhängigkeit von Energieimporten sinkt.
10 Milliarden Euro gebe Österreich pro Jahr für Energieimporte aus, vor allem für Öl und Gas, die EU insgesamt 376 Mrd. Euro, das entspreche fast zwei Dritteln des Endenergieverbrauchs. „Das macht uns verwundbar und abhängig“, betonte Strugl – egal ob vom Kreml oder vom Weißen Haus. „Ein Gebot ist daher: Den Ausbau der Erzeugung im eigenen Land voranbringen.“
mg
Salzburger Nachrichten