
Mit der Loyalität zu ihren Gaslieferanten lassen heimische Haushalte Sparpotenzial verpuffen. Immer mehr Anbieter umgarnen immer weniger Wechselwillige. Die aktuelle ÖGVS-Gasstudie animiert, Gas zu geben.
Beim Mobilfunkanbieter tun’s die Österreicher:innen gern, beim Energieversorger tun sich viele schwer, den Anbieter zu wechseln. „Ein Lieferantenwechsel hilft sehr einfach dabei, das Haushaltsbudget zu entlasten. Und bei vielen Haushalten zählt nach wie vor jeder Euro“, betont E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Umso erstaunlicher, dass die Wechselbereitschaft beim Gas sogar leicht abgenommen hat.
Österreich liegt unter dem EU-Schnitt, und viele wissen nicht einmal, was sie die Energie kostet: „Umfrageergebnisse zeigen, dass 70 Prozent der Bevölkerung nicht wissen, was sie für die Kilowattstunde Strom bezahlen, bei Gas sind es sogar 84 Prozent“, so Urbantschitsch. Bei einer Menge von 15.000 kWh sind es elf bis 14 Cent für Bestandskunden, Neukunden liegen bei neun bis elf Cent. Verbraucher:innen zahlen mehr, als sie müssten, und haben im Jahresvergleich sogar vier Anbieter mehr, zu denen sie wechseln könnten.
Die Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS) hat deren Angebote analysiert: Herangezogen wurden Tarife zum Stichtag 1. September, und das für drei Verbrauchszenarien (4.000, 10.000, 20.000 kWh) unter Berücksichtigung bzw. Ausschluss von aktiv gemanagten Tarifen (den sogenannten Floatern). Hauptgewicht am Gesamturteil hatten die Konditionen mit 55 Prozent, Service mit 25 Prozent sowie Angebotsvielfalt und Internetauftritt zu je zehn Prozent.
GROSSE BANDBREITE. „Trotz gesunkenem Gaspreisindex sind die Preise auf hohem Niveau, und damit haben die Floater an Attraktivität gewonnen“, bilanziert ÖGVS-Projektleiterin Anja Haverkamp. „Die Preise sind hoch, die Unterschiede zwischen den Anbietern teils erheblich.“ Zusätzlich erschwerten satte Neukundenrabatte im ersten Jahr einen direkten Anbietervergleich, die Boni wurden in dieser Teilkategorie zu zehn Prozent eingepreist. Die attraktivsten Konditionen bot die Grünwelt Energie, gefolgt von MAXENERGY auf Platz zwei und disk.energy auf Rang drei. Bei der Angebotsvielfalt waren Tarifvarianten mit Preisgarantien und Mindestvertragslaufzeiten am Prüfstand, die integrierte Rechnung und die lokale Präsenz in landesweit 20 Regionen. „Je mehr Tarifvarianten ein Versorger anbietet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, einen auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Tarif zu finden“, sagt Haverkamp. Eine auffällige Entwicklung im Jahresvergleich war die Zunahme von Preisgarantien. „Die Anbieter streben nach einer dauerhaften Kundenbindung“, sagt Haverkamp. Eine kluge Strategie angesichts der generell großen Zurückhaltung beim Wechseln. Einen Tarif mit Mindestlaufzeit boten nur mehr knapp als die Hälfte der Anbieter. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Anbieter rechnen Netz und Gas mittlerweile auf einer Rechnung ab.
Mit der größten Angebotsvielfalt überzeugten ex aequo die Welser Gastino und die Stadtbetriebe Steyr, gefolgt von der Energie Steiermark und der Gutmann GmbH, die sich den dritten Platz teilen.
HOHES SPARPOTENZIAL. Beträchtlich ist der Unterschied für denen reinen Gaspreis zwischen günstigstem und teuerstem Anbieter.
TESTSIEGER. René Huber und Marion Sima, Geschäftsführer der go green energy, holten mit ihren Teams wie bereits 2024 den Gesamtsieg.
NEUE TENDENZEN. Beim Service waren Kontaktmöglichkeiten und die Auskunftsqualität bei je fünf verdeckten Anrufen am Prüfstand. „In diesem Jahr zeigte sich eine Verbesserung. Die Anbieter erreichen im Schnitt nun die Note gut“, sagt die Projektleiterin. Aufgefallen war allerdings ein schwach negativer Zusammenhang zwischen Service und Konditionen. „Gute Preise können also bedeuten, dass gleichzeitig am Service gespart wurde, und umgekehrt“, so Haverkamp, die betont, dass das als Tendenz wahrgenommen, aber kein kausaler Zusammenhang festgestellt wurde. Bestes Service gab’s bei Unsere Wasserkraft von go green energy, Montana und go green energy.
Bei den Onlineauftritten gibt es kaum Verbesserungsbedarf, sie sind auf hohem Niveau: „Mehr als 80 Prozent der Anbieter konnten mit einer transparenten Darstellung von Tarifen überzeugen“, sagt Haverkamp. Mehr als drei Viertel geben auch Energiespartipps, und bis auf zwei Anbieter beantworten alle häufig gestellte Fragen proaktiv auf der Website. Online erstklassig ist Montana, gefolgt von E.ON Energie Österreich auf Platz zwei. Drei Energie und Lidl Energie teilen sich den dritten Platz.
Über alle Kategorien hinweg erfüllte go green energy die gesetzten Kriterien am besten und wurde Testsieger 2025. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Max energy und die Gutmann GmbH.
Die ausführlichen Testergebnisse mit allen Details sind gegen 1.640 Euro zuzüglich USt. unter info@qualitaetstest.at erhältlich.
Anja Haverkamp, ÖGVS
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