Keine Energiewende ohne Netze

14. Oktober 2025, Netz OÖ

Energie. Netz OÖ investiert bis 2035 zwei Milliarden Euro in den Ausbau der Stromnetze. Firmenchef Haselauer wünscht sich kürzere Verfahren, um den stark steigenden Bedarf stillen zu können.

In Oberösterreich findet in den nächsten zehn Jahren eine groß angelegte Ausbau-Offensive bei den Stromnetzen statt. Netz OÖ, mit 80 Prozent Abdeckung größter Betreiber im Bundesland, investiert jährlich 200 Millionen Euro in die Netzinfrastruktur – Stromleitungen, Transformatoren, Umspannwerke, Erdkabel sowie Anschlüsse und Smart Meter. Bis 2035 sollen es zwei Milliarden Euro sein.

Größte laufende Projekte sind der Ausbau des 110-KV-Netzes sowie der Umspannwerke Wagenham und Munderfing im Innviertel. Auch im Bereich Mittelspannung bis hin zum Endkunden wird laut OÖ-Netz-Chef Michael Haselauer kräftig investiert. In der „Warteschleife“ ist die 30 Kilometer lange 110-KV-Leitung von Rainbach/M. nach Rohrbach. Projektgegner wollen eine Erd- statt einer Freileitung. Ein Umweltverträglichkeitsprüfungs-Bescheid ist in Ausarbeitung. Ein Einspruch würde das 50-Millionen-Euro-Projekt verzögern, so Netz OÖ.

300 Netztechniker
Netz OÖ arbeitet bei Großprojekten mit externen Firmen und hat 300 eigene Netztechniker. Grund für den massiven Ausbau ist die Energiewende, die den jährlichen Stromverbrauch in Österreich von derzeit 70 Terawattstunden (TWh) auf 120 bis 140 TWh im Jahr 2040 treibt. Die jährlich durch Windkraft erzeugte Strommenge soll auf 29 TWh verdreifacht und bei Photovoltaik (PV) auf 41 TWh vervierfacht werden. 2024 lag sie bei 9,3 (Wind) bzw. 8,3 TWh (PV).
Ende 2024 lag die installierte Stromproduktionsleistung in Österreich laut Österreichs E-Wirtschaft bei 29.850 Megawatt (MW). Sie soll bis 2040 auf über 70.000 MW steigen. Die Dekarbonisierung ist für rund 80 Prozent des erwarteten Strommehrbedarfs verantwortlich. 20 Prozent entfallen auf neue Geräte/Anlagen und die Digitalisierung – Stichwort Künstliche Intelligenz und 5G, die in den Rechenzentren enorme Mengen an Strom benötigen.

Der Ausbau von Wasser- und Windkraft sowie der Photovoltaik werde ohne massiven Netzausbau für den Transport des Stroms nicht zu schaffen sein, so Haselauer. Er fordert „im Namen aller Netzbetreiber“ mehr Tempo bei den Genehmigungen: „Wir können uns keine jahrelangen Verfahren mehr leisten.“ Er will Vorrangregeln für Projekte im öffentlichen Interesse und „eine Regulierungswende“. Auf Forderungen nach mehr Transparenz kontert er, dass die Netzbetreiber schon 2024 Pläne zur Netzentwicklung veröffentlicht haben – für jeden einsehbar. Haselauer: „Wir haben als Netzbetreiber mit Transparenz keine Probleme.“ Es könne allerdings nicht jedes der – über alle Betreiber – Zehntausenden Projekte pro Jahr veröffentlicht werden.

Netz OÖ betreibt derzeit in Oberösterreich rund 34.000 Kilometer Stromnetz, davon 1.120 Kilometer 110-KV-Leitungen. Mit 531.000 Kundenanlagen ist das zu 100 Prozent im Eigentum der Energie AG stehende Unternehmen mit Abstand der größte Marktteilnehmer in OÖ, gefolgt von Linz Netz mit 289.000 Anlagen und 8.450 Kilometer Netz. Insgesamt gibt es in OÖ 18 Netzbetreiber, darunter die Welser eww AG, Energie Ried und APG. Zur technischen Infrastruktur von Netz OÖ gehören unter anderem 61 Umspann- und Schaltwerke sowie 9.500 Umschalt-, Schalt- und Trafostationen. Das Unternehmen beschäftigt 700 Mitarbeiter.

Kurier