
Österreich hat 2024 seinen Erneuerbaren-Anteil am Stromverbrauch auf 94 Prozent gesteigert. Das geht aus dem am Dienstag in Wien präsentierten EAG-Monitoringbericht der Energie-Regulierungsbehörde E-Control hervor. Nach einem leichten Verbrauchsanstieg legte zugleich die Bruttostromerzeugung – inklusive Pumpspeicher – deutlich zu. Die Wettbewerbssituation am Strommarkt habe sich nach der Energiekrise ebenfalls verbessert, betonte E-Control-Vorstand Alfons Haber.
Das Monitoring beleuchtet die Zielpfade des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG): bilanziell 100 Prozent Erneuerbarenstrom bis 2030, zusätzlich 27 Terawattstunden (TWh) Erzeugung aus Erneuerbaren sowie 5 TWh erneuerbares Gas am Gasabsatz. „Wettbewerb und Versorgungssicherheit bleiben unerlässlich – genauso wie die Umsetzung der Energiesystemwende“, so Haber.
Die Bruttostromerzeugung inklusive Pumpspeicher erreichte 2024 70.861 Gigawattstunden (GWh). Die installierte Erneuerbaren-Leistung wurde gegenüber 2020 netto um 7.906 MW ausgebaut (ohne Pumpspeicher), die erzeugten Erneuerbaren-Mengen stiegen um 12.241 GWh – je nach Wasser-, Wind- und Sonnenjahr teils deutlich schwankend.
Wind und Photovoltaik legten kräftig zu
In der Ökobilanzgruppe der OeMAG (Abwicklungsstelle für Ökostrom) nahm die abgenommene Menge von 2.595 GWh (2023) auf 4.617 GWh (2024) zu. Die von der OeMAG vertraglich gebundene (kontrahierte) Leistung wuchs von 1.556 auf 2.656 MW. Den kräftigsten Mengenanstieg verzeichnete Windkraft, Photovoltaik legte ebenfalls deutlich zu. Nach dem Marktpreishoch laut Ökostromgesetz im 4. Quartal 2022 sanken die Marktpreise 2023/24 wieder, wodurch vermehrt Anlagen ins Fördersystem zurückkehrten.
Über die EAG-Marktprämie wurden 2024 insgesamt 3.092 GWh gefördert, basierend auf 1.897 MW installierter Leistung – überwiegend Wind (883 MW) und PV (804 MW). Ausbezahlt wurden dafür 115 Mio. Euro. In der Marktpreisbilanzgruppe stiegen abgenommene Mengen von 1.478 auf 1.664 GWh; die Leistung erhöhte sich von 2.405 auf 2.497 MW.
Haushalte zahlen im Schnitt 60 Euro Erneuerbarenförderung
Die Förderkosten für Endkundinnen und Endkunden blieben gedämpft: 2023 war der Erneuerbaren-Förderbeitrag bei 0 Cent/kWh, 2024 wurden Förderbeitrag und -pauschale aus dem Bundesbudget finanziert. 2025 zahlen Haushalte im Schnitt rund 60 Euro für die Erneuerbarenförderung. Für einkommensschwache Haushalte würde eine Deckelung bei 75 Euro pro Jahr greifen.
Rund 3.900 Energiegemeinschaften
Deutlich zugelegt hat das Modell der Energiegemeinschaften: Waren Mitte 2023 erst 364 Erneuerbare-Energiegemeinschaften (EEG) in Betrieb, so waren es mit Jahresende 2024 bereits 2.618 und Mitte 2025 3.868 – den größten Zuwachs verzeichneten Niederösterreich und Oberösterreich. Ergänzend wurden 2024 u. a. 2.130 MW PV und 196 MW Wind neu installiert. Basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit müssten nun die gesetzlichen Grundlagen für Energiegemeinschaften adaptiert und in anderen Bereichen klare Regelungen gefunden werden, sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Gerade für Energiegemeinschaften seien zeitnahe und korrekte Abrechnungsdaten wichtig. Doch obwohl die Smart-Meter-Abrechnung abgeschlossen sei, seien Daten nicht immer zu 100 Prozent verfügbar. „In diesem Bereich hätte die ElWG-Novelle entsprechende Klarstellungen liefern sollen“, bedauert Urbantschitsch das noch immer fehlende Gesetz.
Rückstand beim Ziel für erneuerbare Gase
Beim Ziel für erneuerbare Gase bleibt der Rückstand groß: 2024 wurden weniger erneuerbare Gase ins Netz eingespeist. Aufgrund des gesunkenen Gasverbrauchs lag der Anteil dennoch bei 0,16 Prozent. Für mehr Dynamik brauche es neben dem ausstehenden Erneuerbare-Gas-Gesetz eine langfristige Strategie zu Bedarf und Einsatz der Gase, betonte Urbantschitsch. Es habe sich gezeigt, „dass potenzielle Anlagenerrichter weiterhin auf das Erneuerbare-Gas-Gesetz warten.“
Im Ausblick spricht die E-Control von einem statistischen Höchstwert bei Erneuerbaren – zugleich bringe der starke Zubau im Sommer Überangebote und negative Preise. Schlüssel seien Speicher, flexible Lasten und kurzfristige Märkte sowie der zügige Netzausbau. Erneuerbare würden unter aktuellen Marktbedingungen nur geringe Förderung brauchen, entscheidend sei aber, die Infrastruktur mitwachsen zu lassen, so Urbantschitsch.
APA