E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch über die immer noch geringe Bereitschaft der Österreicher, ihren Strom- oder Gaslieferanten zu wechseln. Da wird viel Geld liegen gelassen.
Die hohen Energiepreise sind ein Dauerthema in so gut wie allen heimischen Haushalten. Wir lesen von thermischer Sanierung und alternativen Heizsystemen – wenn man aber nicht Eigentümer, sondern lediglich Mieter der Wohnung ist, in der man lebt, hat man bei der Auswahl des gewünschten Heizsystems nicht wirklich etwas mitzureden. Man muss nehmen, was da ist.
Ein bisschen Bewegungsspielraum gibt es aber doch. Seitdem der Energiemarkt in Österreich vor einem Vierteljahrhundert liberalisiert wurde, besteht für alle Haushalte – auch für Mieterinnen und Mieter – die Möglichkeit, sich ihren Strom- oder Gaslieferanten selbst auszusuchen. Wenn man mit dem bestehenden Vertrag nicht zufrieden ist, weil man etwa den Eindruck hat, zu viel zu bezahlen, kann man einfach den Anbieter wechseln. Allein im ersten Halbjahr 2025 taten das immerhin über 160.000 private Haushalte in Österreich. Wie leicht und schnell ein solcher Wechsel machbar ist, erklärt Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control. Das ist jene unabhängige Regulierungsbehörde, die darauf achtet, dass am heimischen Energiemarkt ein transparenter, fairer Wettbewerb herrscht.
Seit Einführung der Marktliberalisierung vor rund 25 Jahren ist die Anzahl der Anbieterwechsel bei Strom- bzw. Gaslieferanten in Österreich kontinuierlich gestiegen. Eine schöne Bilanz, aber geht da noch mehr?
Bei den Wechselzahlen ist noch reichlich Luft nach oben. Auch im EU-Vergleich zeigen sich die Österreicherinnen und Österreicher wenig wechselfreudig – und das, obwohl sich Wechseln doppelt lohnt: Zum einen kann jeder selbst durch einen Wechsel Geld sparen, und zum anderen wird mit jedem Wechsel der Wettbewerb angeregt. Je mehr Wettbewerb es gibt, desto günstiger werden die Preise.
In Vorarlberg und Tirol ist die Wechselbereitschaft deutlich niedriger als etwa in Niederösterreich. Haben Sie eine Erklärung für dieses recht eklatante Ost-West-Gefälle?
Vor allem historisch betrachtet hatten die Incumbents – also die ehemaligen Monopolisten – im Westen günstigere Preise als jene im Osten. Die Konsumenten in West-Österreich konnten sich bei einem Wechsel des Energielieferanten weniger sparen – und der Preis ist ja das Hauptmotiv für einen Wechsel.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Tarifkalkulator der E-Control und anderen Strom- und Gas-Rechnern im Internet, wie zum Beispiel „Durchblicker“?
Die E-Control hat den gesetzlichen Auftrag, einen Preisvergleich zu ermöglichen, und die Lieferanten sind verpflichtet, dem Tarifkalkulator ihre Standardprodukte zu melden. Diese gesetzliche Meldeverpflichtung besteht nur gegenüber dem Tarifkalkulator – anderen Wechselplattformen können Lieferanten natürlich auch ihre Produkte melden, sie müssen dies aber nicht. Deshalb ist der Tarifkalkulator grundsätzlich vollständiger.
Beim Tarifkalkulator gibt es die Möglichkeit, bei der Lieferantensuche bewusst nach Anbietern von „erneuerbarem Gas“, „Ökostrom“ oder „Strom aus Österreich“ zu suchen. Wie sicher kann ich als Kunde sein, dass dort, wo „grün“ draufsteht, auch wirklich Klimaschutz drin ist?
In Österreich muss auf jeder Stromrechnung die Stromzusammensetzung explizit ausgewiesen werden. So können Konsumenten nachvollziehen, ob die Energie aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt wurde oder aus sogenannten konventionellen Erzeugungsarten stammt, bei denen nicht-erneuerbare Energieträger wie Kohle, Gas oder Öl eingesetzt werden. Als Regulierungsbehörde hat die E-Control die Aufsicht über die Stromkennzeichnung. Es wird daher jährlich eine umfassende Überprüfung aller Stromanbieter gemacht. Sollten die gesetzlichen Anforderungen nicht eingehalten werden, wird zur Überarbeitung der Kennzeichnung aufgefordert. Der Großteil der Anbieter nimmt die Stromkennzeichnung jedoch sehr ernst und führt sie korrekt durch.
Kronen Zeitung





