Chinas Batteriedominanz stellt Europa vor Herausforderungen

3. November 2025, Wien
Lithium ist der Grundstoff für Lithium-Ionen-Batterien
 - Freiberg, APA/dpa

Nach den Handelsgesprächen zwischen Vertretern Chinas und der EU-Kommission am Freitag gibt es eine vorläufige Entwarnung: Laut EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič gilt die von China angekündigte Aussetzung der Ausfuhrbeschränkungen bei Seltenen Erden auch für die EU. Dennoch mahnen Experten, dass Europa dringend die finanziellen Mittel erhöhen und eine Expertenkommission einsetzen müsse, um seine Versorgung mit kritischen Rohstoffen wie Lithium sicherzustellen.

Dringender Handlungsbedarf für Europas Rohstoffversorgung

Lithium ist der Grundstoff für Lithium-Ionen-Batterien, die weltweit fast alle Smartphones, Laptops und Elektrofahrzeuge antreiben. Lithium-Ionen-Batterien sind Teil einer fragilen Wertschöpfungskette, die überwiegend von China kontrolliert wird – von der Rohstoffverarbeitung bis zur Fertigung der Batterien. Rund 85 Prozent der globalen Batterieproduktion stammen aus China. Europas ehrgeiziger Umstieg auf erneuerbare Energien und Elektroautos macht den Kontinent besonders anfällig: Die starke Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten sorgt für erhebliche Unsicherheit.

Der Großteil der Lithium-Produktion erfolgt in Australien, Chile und China. Angesichts dieser Konzentration der Förderung auf wenige Länder stuft die EU Lithium als kritischen Rohstoff ein. Mit dem 2024 verabschiedeten Critical Raw Materials Act will die EU ihre Abhängigkeit von China in diesem Bereich verringern. Bis 2030 sollen mindestens zehn Prozent des Jahresverbrauchs durch Produktion in der EU selbst gedeckt werden. Experten warnen jedoch, dass bisher ausreichende Finanzmittel fehlen. Die Organisation European Initiative for Energy Security fordert daher die Gründung eines europäischen Netzwerks, das Investitionen entlang der gesamten Lieferkette kritischer Rohstoffe bündelt.

Natrium-Ionen-Batterien machen Lithium-Ionen-Batterien Konkurrenz

Während Europa noch um Strategien und Finanzierungsmodelle ringt, schreitet die technische Entwicklung andernorts rasch voran, sagt Misha Glenny, Direktor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen. Der chinesische Batteriehersteller CATL will ab 2026 Natrium-Ionen-Batterien in Serie produzieren. Diese gelten als günstiger, sicherer und temperaturstabiler als Lithium-Ionen-Batterien. Mit Lithium-Projekten “läuft Europa Gefahr, die Schlachten von gestern zu schlagen“, so Glenny. Er fordert, dass eine europäische Expertenkommission innerhalb von sechs Monaten prüft, ob die EU ihre Industriepolitik anpassen sollte.

APA