Stromring im Zentralraum: So steht es um das größte Energieprojekt des Landes

14. November 2025

220-kV-Versorgungsring laut Betreibern im Zeit- und Budgetplan

Nur Nebel versuchte, den Spielverderber zu mimen. Davon ließen sich die Verantwortlichen am Mittwoch in Hargelsberg und Kronstorf aber nicht die Laune trüben. In den Gemeinden in Linz-Land informierte der Übertragungsnetzbetreiber APG (Austrian Power Grid), eine Verbund-Tochter, über den Baufortschritt beim 220-kV-Ring. Das größte Strominfrastrukturprojekt in Oberösterreich ist Basis für die Dekarbonisierung der Industrie und wird vor allem in der voestalpine genau beobachtet. Dem Linzer Leitkonzern soll der Stromring den Weg zur grünen Stahlproduktion ebnen. Bei den Baustellenbesuchen am Mittwoch waren unter anderen APG-Vorstandssprecher Gerhard Christiner und Umweltlandesrat Stefan Kaineder dabei.

800 Millionen Euro investieren APG, Netz Oberösterreich und Linz Netz ins Projekt. Der Zeitplan ist dicht: Im Sommer 2024 begannen erste Bauarbeiten, abgeschlossen sollen sie bis 2030 sein. Der Ring ersetzt teils 70 Jahre alte 110-kV-Leitungen, die Anforderungen des steigenden Strombedarfs bei Betrieben und Privathaushalten künftig nicht mehr standhalten würden, sagt Christiner. Der Ring verbindet die APG-Umspannwerke Ernsthofen, Pichling, Hütte Süd, Wegscheid und Kronstorf. Die Trassenlänge beträgt rund 42 Kilometer.

Man liege im Zeit- und Budgetplan, betonte der APG-Manager. Zwei von vier Bauabschnitten sind in Umsetzung und werden bis Ende 2026 fertig. Der erste betrifft die Erweiterung des rund zwei Kilometer langen Kabelabschnitts zwischen dem Umspannwerk Pichling und den Traun-Donau-Auen, der zweite einen Ersatzneubau einer Freileitung vom Umspannwerk Ernsthofen über Asten und Pichling. 2027 beginnt der dritte Bauabschnitt (Kronstorf über Asten bis Wegscheid), 2029 der vierte (Wegscheid bis Hütte Süd). Parallel zu den Leitungsarbeiten schritten auch die Baumaßnahmen an den Umspannwerken voran. In Summe werden acht Werke um- und ausgebaut.

„Keine Frage der Ideologie“


Für die APG ist das Großprojekt im Zentralraum Teil eines Investitionspakets, das bis zum Jahr 2034 rund neun Milliarden Euro für den Netzaus- und -umbau vorsieht und ganz Österreich betrifft. Die Infrastruktur bilde die Basis für einen „versorgungssicheren und zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort“, betonte Christiner. Beim Versorgungsring in Oberösterreich nutze man großteils bestehende Leitungstrassen, um den Eingriff auf Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten.

Umweltlandesrat Stefan Kaineder sagte, ein Projekt dieser Größe sei „keine Frage der Ideologie, sondern eine der Physik“. Wenn die voestalpine ab 2027 den Lichtbogenofen in Linz in Betrieb nehme, um grünen Stahl zu produzieren und Emissionen zu senken, werde viel mehr Strombedarf nötig sein als bisher. Kaineder: „Als Gesellschaft muss es unser Ziel sein, dass weiter Industrieproduktion in Oberösterreich stattfindet.“ Das solle auch künftig möglich sein – mit weniger CO2-Ausstoß.

Die Umweltverträglichkeit für das Projekt haben Oberösterreich und Niederösterreich im März 2023 bestätigt. Beschwerden dagegen – Gegner sprachen von Verfahrensmängeln im Behördenverfahren – wies das Bundesverwaltungsgericht zurück oder ab. Für das Vorhaben lägen alle rechtskräftigen Genehmigungen vor, heißt es. Kaineder und Christiner betonten, die Herausforderung sei darin gelegen, dieses Projekt „schnell, aber trotzdem sorgfältig vorzubereiten“. Jede Verzögerung hätte zu deutlichen Kostensteigerungen führen können.
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