Laut neuesten Daten steigen die weltweiten Emissionen heuer wieder um 1,1 Prozent. Das Erreichen des sogenannten 1,5-Grad-Ziels im Kampf gegen den Klimawandel ist damit so gut wie ausgeschlossen.
Es sind in jeder Hinsicht harte Daten, die rechtzeitig zu Beginn der UN-Klimakonferenz COP 30 in Belém veröffentlicht werden. Das internationale Forschungsnetzwerk Global Carbon Project hat die neuesten Ergebnisse zum weltweiten Treibhausgasausstoß 2025 vorgelegt. Und die zeigen, dass die CO2-Emissionen aus fossilen Quellen heuer erneut steigen – konkret: um 1,1 Prozent auf insgesamt rund 38,1 Milliarden Tonnen.
Damit bleibt nicht nur der weltweite Ausstoß auf Rekordniveau, auch das verbleibende Kohlenstoffbudget zur Erreichung des vor zehn Jahren beschlossenen 1,5-Grad-Ziels schrumpft erneut: „Angesichts der weiterhin steigenden CO2-Emissionen ist es nicht mehr plausibel, die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten“, sagt Pierre Friedlingstein vom Global Systems Institute in Exeter, der die Studie leitete. „Das verbleibende Kohlenstoffbudget – 170 Milliarden Tonnen Kohlendioxid – wird bei der aktuellen Emissionsrate vor 2030 aufgebraucht sein.“
Immerhin konstatieren die Forschenden auch einen leichten Rückgang des Emissionsanstiegs: In den Jahren 2005 bis 2014 wuchs der globale CO2-Ausstoß jährlich um knapp zwei Prozent, in der Dekade 2015 bis 2024 nur noch um 0,3 Prozent, was freilich zu einem Gutteil durch die Covid-19-Pandemie zu erklären ist. Das Wachstum hat sich also verlangsamt, aber die absolute Menge – jene des jährlichen Ausstoßes also und nicht nur die Menge an CO2 in der Atmosphäre – bleibt extrem hoch.
Der in der Nacht auf Donnerstag veröffentlichte Bericht im Fachblatt Earth System Science Data, an dem 133 Forschende aus über 100 wissenschaftlichen Einrichtungen in 21 Ländern mitarbeiteten, zeigt zudem, dass die Nutzung erneuerbarer Energien weiter wächst. Doch der Energiebedarf steigt noch schneller, und deshalb klettern auch die Emissionen aus Kohle, Öl und Gas auf die neuen Rekordwerte.
Sektoral fällt der internationale Luftverkehr aus dem Rahmen: In diesem Bereich steigen die Emissionen gegenüber dem Vorjahr besonders stark gegenüber 2024, nämlich um fast sieben Prozent. Bei der Betrachtung nach Ländern zeigen sich unterschiedliche Trends:
Minus in China, Plus in USA
China, für rund ein Drittel aller fossilen Emissionen verantwortlich, verzeichnet 2025 nur ein leichtes Plus von 0,4 Prozent. Das Land erlebt einen deutlichen Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion, was das Wachstum der Kohlenutzung bremst. Indien meldet ein moderateres Plus von 1,4 Prozent – unter anderem wegen einer ungewöhnlich frühen und regenreichen Monsunzeit, die den Kühlbedarf senkte.
In den USA unter Präsident Trump hingegen steigen die Emissionen mit 1,9 Prozent deutlich stärker, bedingt durch einen kalten Jahresbeginn und höhere Nachfrage nach Strom. Auch die Europäische Union verzeichnet – trotz langfristig sinkender Tendenz – ein leichtes Plus von 0,4 Prozent, verursacht durch wetterbedingte Schwankungen bei Wind- und Wasserkraft.
Japan ist die große Ausnahme: Dort sinken die Emissionen um 2,2 Prozent, gestützt durch die Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken und den Ausbau der Solarenergie
Zeichen des Fortschritts
Immerhin lassen sich aus den Zahlen auch Anzeichen des Fortschritts herauslesen: 35 Länder, darunter die meisten EU-Staaten, die USA, Südkorea und Australien, haben ihre fossilen CO2-Emissionen in den vergangenen zehn Jahren zum Teil deutlich gesenkt, während ihre Wirtschaft weiter wuchs. In der Dekade davor waren es nur 18 Länder.
Die Forschenden berechneten aber nicht nur den Treibhausgasausstoß aus fossilen Energieträgern, sondern auch Emissionen aus Landnutzungsänderungen – also Abholzung, Brände und Aufforstung. Die haben sich in den vergangenen Jahren zwar verringert, bleiben aber hoch. Sie betragen im Durchschnitt der letzten Dekade rund fünf Milliarden Tonnen CO2 jährlich. Hauptverursacher sind Brasilien, Indonesien und die Demokratische Republik Kongo, die zusammen 57 Prozent dieser Emissionen verantworten.
Weniger Waldbrände
Positiv wird konstatiert, dass sich 2025 ein Rückgang auf etwa 4,1 Milliarden Tonnen abzeichnet – vor allem durch weniger Waldbrände und Abholzung in Südamerika nach dem Ende der jüngsten El-Niño-Phase. Für Ko-Autorin Julia Pongratz (Ludwig-Maximilians-Universität München) weist „der Rückgang der Emissionen aus der Landnutzung darauf hin, wie erfolgreich Umweltpolitik sein kann“. Die Entwaldungsraten im Amazonasgebiet befänden sich in dieser Saison auf dem niedrigsten Stand seit 2014.
Der neue Bericht warnt zudem davor, dass die natürlichen Kohlenstoffsenken zunehmend unter Druck geraten. Die Ozeane nehmen zwar heute rund 29 Prozent der Emissionen auf, das werde aber aufgrund von Hitzeperioden und Veränderungen der Meereszirkulation weniger.
Besonders kritisch ist laut den Forschenden die Entwicklung in den tropischen Regenwäldern Südamerikas und Südostasiens: Dort verwandeln sich manche Regionen bereits von CO2-Senken zu CO2-Quellen – durch Abholzung, Brände und klimabedingte Stressfaktoren. Ohne drastische Gegenmaßnahmen droht, dass die Biosphäre selbst zunehmend zum Emittenten wird.
Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird 2025 voraussichtlich den Rekordwert von 425,7 ppm (Parts per million oder Millionstel) erreichen – 53 Prozent über dem vorindustriellen Niveau. Allein 2024 stieg der Wert um rekordhafte 3,7 ppm. Für 2025 wird ein moderaterer Anstieg um 2,3 ppm erwartet, was darauf hindeutet, dass sich die Vegetation teilweise erholt hat.
Was bedeuten all diese Daten? „Das verbleibende Kohlenstoffbudget schrumpft schneller, als die politischen Maßnahmen zunehmen“, heißt es im Resümee des Berichts nüchtern. Dass wir das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen, ist damit so gut wie ausgeschlossen. Denn dafür haben wir nur noch 170 Milliarden Tonnen CO2 übrig, die aller Wahrscheinlichkeit nach in vier Jahren aufgebraucht sein werden.
Scharfer Knick notwendig
Danach steigt die globale Durchschnittstemperatur pro 180 Milliarden Tonnen CO2 um weitere 0,1 Grad Celsius – und es wird auf jeden Zehntelgrad ankommen. Selbst wenn wir die Erwärmung auf 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzen wollen, müsste die nach wie vor weiter ansteigende Kurve der Emissionen demnächst einen scharfen Knick nach unten machen.
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