Der italienische Gasnetzbetreiber SNAM hat seine Pläne für den geplanten Einstieg beim deutschen Konkurrenten Open Grid Europe (OGE) wegen Bedenken des Bundeswirtschaftsministeriums aufgegeben. Man habe das im April unterzeichnete Abkommen nach einer längeren außenwirtschaftlichen Prüfung durch Deutschland beendet, teilte SNAM am Freitag mit.
Reuters hatte am Freitag unter Berufung auf zwei Insider berichtet, die deutsche Regierung habe Bedenken wegen der indirekten Beteiligung des staatlichen chinesischen Netzbetreibers State Grid an SNAM. Bereits im September war bekannt geworden, dass sich die Entscheidung über den SNAM-Einstieg deswegen verzögert. Ursprünglich war der Abschluss des Geschäfts für Ende September geplant. SNAM-Chef Agostino Scornajenchi hatte angesichts des langwierigen Genehmigungsverfahrens bereits signalisiert, dass das Unternehmen die Übernahme nicht „um jeden Preis“ verfolgen werde.
State Grid ist mit 35 Prozent an der Beteiligungsgesellschaft CDP Reti beteiligt. Diese wird vom staatlichen italienischen Kreditgeber CDP kontrolliert und hält wiederum 31,4 Prozent an SNAM. Der chinesische Staatskonzern hätte dadurch das Recht gehabt, einen Vertreter in den Verwaltungsrat des italienischen Gasnetzbetreibers zu entsenden.
Die Italiener wollten für 920 Millionen Euro einen Anteil von 24,99 Prozent an der OGE-Muttergesellschaft Vier Gas Holding von Infinity Investments aus Abu Dhabi erwerben. Die von SNAM vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen zur Erlangung der Genehmigung seien von den Behörden als unzureichend bewertet worden. Das Ende der Einstiegspläne habe jedoch keine Auswirkungen auf die Finanzprognose für das Gesamtjahr 2025.
Der Widerstand des Ministeriums spiegelt die härtere Haltung europäischer Regierungen gegenüber chinesischen Investitionen aufgrund von Sicherheitsbedenken wider. Deutschland hatte bereits 2018 einen Versuch der chinesischen State Grid blockiert, eine Beteiligung am Stromnetzbetreiber 50Hertz zu erwerben.
APA/Reuters



