
Die Interessensvertretung IG-Windkraft hat die Errichtung von 30 Windrädern in Tirol bis zum Jahr 2030 als sinnvoll bezeichnet. Damit sei es möglich, mit rund 300 Gigawattstunden fünf Prozent des Tiroler Stromverbrauchs abzudecken, sagte Geschäftsführer Florian Maringer zur APA. Etwaige Stromlücken bei Wasserkraft im Winter ließen sich somit schließen. Es gebe von Seiten der schwarz-roten Landesregierung jedenfalls „ein Bekenntnis“ zur Bedeutung von Windkraft.
Diese hatte zuletzt „Beschleunigungsgebiete“ für Photovoltaik, aber nicht für Windkraft ausgewiesen. Die Koalition aus ÖVP und SPÖ werde der Windkraft in Tirol dennoch nicht im Weg stehen, zeigte sich Maringer überzeugt. „Ich sehe hier einen relativ pragmatischen Umgang damit“, konstatierte er. Der „politische Rückhalt“ sei definitiv da und er gehe davon aus, dass dieser auch künftig bestehen werde. Dennoch erneuerte er die Kritik an der Entscheidung der Landesregierung, auf die Ausweisung von Beschleunigungsgebieten für Windkraft zu verzichten: „Das ist klar EU-rechtswidrig, denn es braucht diese laut EU-Vorgaben auch für die Windkraft.“
Information vor Projekt-Umsetzungen
Unabhängig von dieser Thematik gelte es jetzt aber vorerst, „den Boden für Windkraft in Tirol zu bereiten“. Das müsse zuerst mit umfassenden Informationen für die Bevölkerung erfolgen, so Maringer. Danach folgten von Windkraft-Projektentwicklern handfeste Einreichungen und sodann Genehmigungsverfahren für Windrad-Projekte. Bei diesen Verfahren wäre schließlich eine Beschleunigung sinnvoll: „Derzeit dauern Verfahren rund fünf Jahre, drei Jahre wären deutlich besser“, adressierte er sowohl Bund als auch Land. Der Bund hat dabei unter anderem das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz in der Hand, das Land wickelt hingegen die Verfahren nach Einreichung behördlich ab.
Noch stehe man in Tirol in Sachen Windkraft allerdings ganz am Anfang, strich Maringer heraus. Es gebe noch kein eingereichtes Projekt, jedoch aktuell zumindest eine Windmessung an einem womöglich geeigneten Standort. Da ab der Projekteinreichung aktuell noch Jahre verstreichen würden, sei also nicht damit zu rechnen, dass demnächst ein Windrad in Tirol stehen werde.
Studien zeigen Potenzial von Windkraft und Gefahr für Vogelwelt
Die schwarz-rote Tiroler Landesregierung hat zuletzt mit ihrer Absegnung des zweiten Erneuerbaren-Ausbaugesetzes die Ausweisung von sogenannten „Beschleunigungsgebieten“ für Energieträger im Bereich Photovoltaik, jedoch nicht im Bereich Windkraft, auf Schiene gebracht. Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP), der auch für den Bereich Energie zuständig ist, betonte dazu im September aber, dass das nicht bedeute, „dass sich in Tirol in Zukunft keine Windräder drehen werden“. Er verwies zudem auf eine aufrechte Prämie von 100.000 Euro für die Errichtung des ersten Windrades in Tirol. Das Erneuerbaren-Ausbaugesetz dient der Umsetzung der EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien. In den „Beschleunigungsgebieten“ soll der Ausbau mit einem vereinfachten Genehmigungsverfahren möglich sein.
Zudem hat im Sommer auch eine Studie zu Windkraft und Vogelschutz den Windkraftplänen im Bundesland einen Dämpfer versetzt. In der von Schwarz-Rot bei einer Naturschutzorganisation in Auftrag gegebenen Studie waren sehr große Beeinträchtigungen der Vogelwelt durch Windkraftnutzung geortet worden. Zwei Jahre zuvor hatte die Landesregierung mit einer aktualisierten Windkraftpotenzialstudie aufgewartet. Demnach könnte der aktuelle Gesamtenergiebedarf zu 3,3 bis 4,9 Prozent mit Windkraft gedeckt werden, hatte es geheißen.
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