
Der australische Lithium-Förderer Vulcan Energy hat sich ein Finanzierungspaket in Höhe von 2,2 Mrd. Euro zum Start der kommerziellen Gewinnung des Batterierohstoffs in Deutschland gesichert. Die Hälfte der Summe entfällt auf Kredite von Geschäftsbanken sowie der Europäischen Förderbank EIB, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der Deutsche Bund und zwei Bundesländer unterstützen das Projekt mit insgesamt 350 Mio. Euro. Auch Industriepartner sind dabei.
So beteiligt sich der Baukonzern Hochtief an dem Start-up und übernimmt mit einem Spezialisten für Mineralienförderung den Bau der Anlagen in Landau in Rheinland-Pfalz und in Frankfurt am Main.
Lithium aus Thermalwasser
Vulcan Energy arbeitet seit vier Jahren am Aufbau der Förderung von Lithium im Oberrheingraben. Ziel ist es, den Rohstoff für Millionen von Elektroauto-Batterien in Europa zu gewinnen. Das Vorprodukt Lithiumhydroxid wird aus Thermalwasser extrahiert, das mit Tiefenbohrungen gewonnen wird. „Das Projekt ist vollständig finanziert“, sagte Vulcan-Chef Francis Wedin der Nachrichtenagentur Reuters. Am Freitag sei Spatenstich. Die Bauzeit betrage zweieinhalb Jahre.
In Landau und im Frankfurter Industriepark Höchst stehen bereits Pilotanlagen, mit denen kleine Mengen mithilfe des neuen Verfahrens produziert wurden. Ab 2028 ist eine Herstellung von bis zu 24.000 Tonnen Lithiumhydroxidmonohydrat jährlich geplant, was für 500.000 Elektroauto-Batterien ausreicht. In Kombination mit einem Geothermie-Kraftwerk wird zugleich erneuerbare Energie gewonnen.
Der Anfang 2024 gegründete Rohstofffonds des deutschen Bundes bringt mit der Eigenkapitalbeteiligung von 150 Mio. Euro seine erste große Investition auf den Weg. Auch die australische Regierung unterstützt das Projekt. Dieses sei ein starkes Signal für eine resilientere und strategischere Rohstoffversorgung, erklärte Deutschlands Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU). „Damit reduzieren wir kritische Abhängigkeiten.“ Australien und Deutschland würden gemeinsam daran arbeiten, „nachhaltige und diversifizierte Lieferketten für kritische Rohstoffe aufzubauen, die für die globale Energiewende unverzichtbar sind“, sagte die Botschafterin Australiens in Deutschland, Natasha Smith.
Abnehmer für die ersten zehn Jahre
Hochtief werde an der Entwicklung der Infrastruktur für die Lithiumproduktion und -verarbeitung beteiligt sein, erklärte die Tochter des spanischen ACS-Konzerns. Vulcans Pläne seien „ein strategisches Projekt mit großer Wirkung, das zu den globalen Fähigkeiten unseres Konzerns im Bereich der Energieinfrastruktur passt“, sagte Hochtief-Chef Juan Santamaria. Der Essener Konzern investiert insgesamt 169 Mio. Euro in Vulcan. Für bis zu 130 Mio. Euro davon würden Vulcan-Aktien gekauft, 39 Mio. Euro fließen in die Lithiumproduktion. Zwei Hochtief-Töchter erhielten den Auftrag zu Engineering, Beschaffung und dem Baumanagement für das Projekt. Sie sollen die Technik für eine Lithium-Extraktionsanlage im Wert von 337 Mio. Euro liefern.
Lithium steht seit 2023 auf der Liste strategisch wichtiger Rohstoffe der Europäischen Union. Die EU ist bisher stark abhängig von Importen aus Übersee und fördert deshalb mehrere Projekte in Europa. Potenzielle Abnehmer für Lithium seines Projektes „Lionheart“ gewann Vulcan seit 2021. Dank der Abnahmevereinbarungen mit den Autobauern Volkswagen, Stellantis und Renault, dem Batterieproduzenten LG Energy und dem Kathodenhersteller Umicore sei das Vorhaben des Unternehmens für die ersten zehn Produktionsjahre ausverkauft, hieß es früher. Rund 72 Prozent der vertraglich vereinbarten Mengen seien durch Mindest- oder Festpreise abgesichert, sagte Wedin. Alle zwei bis drei Jahre soll die Kapazität noch zwei bis drei Mal um 24.000 Tonnen erweitert werden. Bis zum Ende der 2030er-Jahre könnte Vulcan damit 100.000 Tonnen liefern – etwa die Hälfte des derzeitigen Bedarfs der Autoindustrie in Europa.
APA/Reuters




