CO2-Ausstoß von 2010 bis 2018 um elf Prozent gestiegen

29. Juni 2021, Wien/Laxenburg
Privatverkehr zählt zu den größten CO2-Sündern
 - Stuttgart, APA/dpa

Eine Bestandsaufnahme der Verursacher von Treibhausgasemissionen hat ein Forschungsteam mit Wiener Beteiligung vorgenommen: Entgegen aller politischen Beteuerungen, stieg der Studie im Fachblatt „Environmental Research Letters“ zufolge der weltweite CO2-Ausstoß von 2010 bis 2018 um elf Prozent. Die größten Treiber der bedenklichen Entwicklung sind demnach alte Bekannte wie der Fracht- und Privatverkehr, der Fleischkonsum, Entwaldung oder Strom aus Kohle.

Unter der Leitung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) gingen über 30 Wissenschafter weltweit an die umfassende Bestandsaufnahme, darunter auch Shonali Pachauri vom Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und Dominik Wiedenhofer vom Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. „Wir wollten Sektor für Sektor die Herausforderungen in Bezug auf den schnellen, tiefgreifenden Umbau verstehen, der jetzt offensichtlich zur Lösung der Klimakrise erforderlich ist“, so Wiedenhofer. Man habe sich dabei auf verschiedenste Datenquellen zu Klimagas-Emissionen vor allem vom Jahr 2010 bis 2018 konzentriert.

Insgesamt sind demnach die globalen Treibhausgas-Emissionen in dem Zeitraum um elf Prozent gestiegen, heißt es in einer Aussendung der Boku und des MCC. Ein Ausreißer in die positive Richtung ist demnach der Energiesektor in Europa, der im Vergleich zu den Zeiträumen zwischen 1990 und 2009 für weniger CO2-Ausstoß verantwortlich zeichnete. Allerdings sei vor allem in Asien die besonders klimaschädliche Kohleverstromung stark im Vormarsch befindlich. Zudem stiegen nahezu in allen Großregionen der Erde die Emissionen im Gebäudebereich, wo die Wohnflächen im Schnitt gestiegen sind, und im Verkehrssektor, wo vor allem der Frachtverkehr in den vergangenen beiden Jahrzehnten emissionstechnisch stark zulegte (plus 68 Prozent).

Am meisten ins Gewicht fällt allerdings der Industriesektor. Im Jahr 2018 war dieser für 35 Prozent des Gesamtausstoßes verantwortlich – Tendenz seit 2010 steigend. Oft vernachlässigt würde die Landnutzung, wo in den untersuchten nahezu 30 Jahren mehr als sieben Millionen Quadratkilometer ursprünglicher Wald abgeholzt wurden. Eine Fläche, die fast jener Australiens entspricht, heißt es. Auf den Land-Sektor entfällt demnach mittlerweile rund ein Viertel der klimabelastenden Ausstöße. Ein großer Treiber dieser Entwicklung ist der zunehmende Hunger auf fleischreiche Nahrung. Um diese Lebensmittel etwa für Europa oder China zu produzieren sind immer größere landwirtschaftliche Flächen notwendig. Diesen müssen oft tropische Waldflächen weichen, die davor viel Kohlenstoff gespeichert haben.

Auch wenn es eine kleinere Ausstoß-Delle durch die Coronamaßnahmen seit 2020 gebe, „zeigen die Sektor-Trends im Jahrzehnt vor Corona nur wenig Fortschritt in Richtung Dekarbonisierung“, so der Erstautor der Untersuchung, William Lamb, vom MCC und der University of Leeds (Großbritannien): „Weltweit wurden Emissionsminderungen infolge technischen Fortschritts meist durch das Wirtschaftswachstum überkompensiert – auch wenn sich in immer mehr Ländern zeigt, dass erfolgreiche Klimapolitik und Wettbewerbsfähigkeit oft Hand in Hand gehen. Um die Erderhitzung gemäß Weltklimaabkommen zu limitieren, müssen wir eine nachhaltige Landnutzung sicherstellen, exzessive Nachfragen begrenzen, ein hohes Maß an Energieeffizienz erreichen und schnell aus der Nutzung fossiler Brennstoffen aussteigen.“

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