EU-Abgeordnete verdächtigen Gazprom der Marktmanipulation

17. September 2021, Moskau
Manipuliert Gazprom? - Moscow, APA/AFP

Mehrere Dutzend EU-Abgeordnete wittern angesichts hoher Energiepreise eine mögliche Marktmanipulation des russischen Gaskonzerns Gazprom. Die Abgeordneten kritisieren unter anderem, Gazprom habe sich geweigert, Gaslieferungen durch bereits existierende Pipelines zu buchen und seine Produktion gedrosselt.

Dies lasse vermuten, „dass der Rekordanstieg der Erdgaspreise in Europa in den letzten Wochen ein direktes Ergebnis der bewussten Marktmanipulation und der Maßnahmen von Gazprom sein könnte“, heißt es in dem auf Donnerstag datierten Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Darin wird die Kommission aufgefordert, eine Untersuchung einzuleiten. Die Brüsseler Behörde bestätigte den Eingang des Briefs am Freitag. Die Abgeordneten sehen auch einen Zusammenhang zu der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2, über die russisches Gas nach Deutschland geleitet werden soll.

Der Kreml hatte zuletzt zurückgewiesen, dass Russland irgendetwas mit dem derzeitigen Preisanstieg zu tun habe. Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte zudem erklärt, eine Entspannung auf dem Gasmarkt nach der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zu erwarten. Gazprom-Chef Alexej Miller sagte am Freitag der Staatsagentur Tass zufolge, europäische Gasspeicher seien wegen des vergangenen kalten Winters und Frühlings leerer als sonst: Damals sei mehr Gas verbraucht worden als gewöhnlich und es habe erst später mit der Wieder-Befüllung begonnen werden können. Das wirke sich auch auf die Preise aus.

Das EU-Schreiben wurde auch von dem CDU-Abgeordneten Michael Gahler und dem Grünen-Europaparlamentarier Reinhard Bütikofer unterschrieben. Gahler teilte mit, ein Zusammenhang zwischen Tätigkeiten Gazproms und der schnellen Inbetriebnahme von Nord Stream 2 erscheint „nicht weit hergeholt“. Die Kommission solle den Vorwürfen nachgehen. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, man habe die Lage auf dem Energiemarkt genau im Blick. Nord Stream 2 müsse transparent und diskriminierungsfrei betrieben werden.

APA/dpa

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