Durch die hohen Stromgroßhandelspreise und die Umstellung auf ein neues Fördersystem gemäß dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) werden die Ökostromkosten für die heimischen Haushaltskunden kommendes Jahr deutlich sinken. Für Durchschnittsverbraucher mit 3.500 kWh im Jahr könnte die Belastung von heuer 110 Euro inklusive Steuern auf womöglich unter 70 Euro sinken, erklärte der Vorstand des Energieregulators E-Control am Donnerstag.
Voriges Jahr ist der Anteil des geförderten Ökostrom in Österreich von 17,7 Prozent 2019 auf 16,8 Prozent gesunken, geht aus dem neuen Ökostrombericht der Behörde hervor. Die von der Ökostrom-Abwicklungsstelle OeMAG abgenommene Strommenge sank um 8 Prozent von 10.406 Gigawattstunden (GWh) auf 9.549 GWh, unter anderem durch 620 GWh Rückgang bei Windstrom (-10 Prozent), gefolgt von fester Biomasse mit 90 GWh (-31 Prozent). Bei PV waren die von der OeMAG abgenommenen Mengen um 17 Prozent höher, bei Kleinwasserkraft um 9 und bei Biogas 2 Prozent höher. Die Gesamtstromabgabe an Endverbraucher betrug 56.870 GWh. Der absolute Rückgang an Ökostrom spiegle auch den gesunken Gesamtverbrauch im Coronajahr wider, so E-Control-Vorstand Alfons Haber.
Schließt man die – nicht geförderte – Großwasserkraft mit ein, so stammten im Vorjahr 81 Prozent des Verbrauchs im öffentlichen Netz (inkl. Pumpstrom) aus im Inland erzeugtem Ökostrom, spürbar mehr als die 78 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019. Bis 2030 sollen es ja bilanziell übers Jahr gesehen 100 Prozent sein.
Dass Österreich dieses 100-Prozent-Ziel bis 2030 erreichen wird, steht für Haber außer Frage: Die E-Control gehe davon aus, dass bis dahin die für die zusätzlichen 27 Terawattstunden (TWh) Erzeugungsmenge im Jahr nötigen 18 bis 19 Gigawatt (GW) Leistung am Netz sind – bei gleich hoher Versorgungssicherheit, wofür auch ein Netzausbau nötig sei. Die Anlagen-Genehmigungsverfahren „sollte man möglichst zügig über die Bühne zu bringen“, wünscht sich Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch.
Von den 81 Prozent Erneuerbaren-Strom im Vorjahr resultierten 67 Prozent, also über drei Viertel, aus Wasserkraft ohne Förderung, 12 Prozent aus sonstigem geförderten Ökostrom (über 8 Prozent aus Windkraft, 2 Prozent aus fester Biomasse, 1 Prozent aus Biogas, 1 Prozent aus PV-Strom) und 2 Prozent aus geförderter Kleinwasserkraft.
Weil mittlerweile die Stromgroßhandelspreise so stark angezogen haben – gefördert wird ja jeweils eine Differenz zu den Marktpreisen -, haben sich laut E-Control schon viele Ökostromerzeuger aus dem Fördersystem verabschiedet und vermarkten ihre Elektrizität direkt am Markt, weil ihnen das mehr bringt. „400 bis 500 Megawatt an Leistungen werden es in Summe wohl sein“, meinte Urbantschitsch. Diese „massive Austrittswelle“ sei aber gut, weil für diese Strommengen derzeit keine Förderung nötig sei, es diesen Ökostrom aber trotzdem gebe. „Die sind zwar rausgefallen, laufen aber weiter und sind weiter am Netz“, so Harald Proidl, Leiter der Ökoenergie-Abteilung der E-Control. Bei Bedarf könnten diese Erzeuger mit ihren Anlagen aber auch wieder ins Fördersystem zurückkehren.
Das Ökostrom-Fördersystem wird aufgrund des im Sommer im Parlament beschlossenen neuen EAG umgestellt – auch aus diesem Grund dürfte die Belastung der Haushalte 2022 stark sinken, sodass die mit jährlich 75 Euro limitierte Obergrenze des Erneuerbaren-Förderbeitrags für Haushalte mit niedrigen Einkommen zunächst gar nicht schlagend werden dürfte. Genaues lasse sich aber erst nach Vorliegen der für die kommenden Wochen erwarteten Verordnung des Klimaschutzministeriums sagen, so Haber: „Der hohe Marktpreis des 2. Halbjahres 2021 und der weitere Ausblick für 2022 lassen jedoch auf ein völlig neues Bild bei der Höhe des zukünftigen Erneuerbaren-Förderbeitrag erwarten. Dieser dürfte deutlich sinken. In die Gespräche des Ministeriums mit der EU-Kommission zur beihilfenrechtlichen Klärung offener Punkte zum EAG sei man nicht eingebunden, sagte Urbantschitsch; vielleicht werde man beim EAG etwas modifizieren müssen, wie das vor kurzem der zuständige Sektionschef Jürgen Schneider angedeutet hatte.
Die ausgezahlten Ökostrom-Förderungen lagen 2020 mit 986 Mio. Euro um 8 Prozent oder 90 Mio. Euro unter dem Volumen von 2019. Das Vergütungsvolumen ist die Summe der ausbezahlten Einspeisetarife und enthält somit den Marktwert des abgenommenen Stroms. Das Unterstützungsvolumen, das die tatsächliche Förderung über den Marktwert hinaus zeigt, betrug 595 Mio. Euro. Dabei stand dem leichten Rückgang des Vergütungsvolumens laut Haber auch ein leicht gesunkener Marktpreis gegenüber: „Verglichen mit 2019 ergibt sich dadurch ein Effekt von 63 Mio. Euro.“ Der zugrunde liegende Marktpreis sei von 50 auf 44 Euro je Megawattstunde (MWh) gesunken.
Dass die durchschnittlichen Einspeisetarife 2020 leicht gesunken sind – die Durchschnittsvergütung gab von 10,35 auf 10,33 Cent pro kWh nach -, sei vor allem der Photovoltaik zu verdanken gewesen, sagte Urbantschitsch. Denn die PV-Einspeisetarife für neue Anlagen seien über die Jahre deutlich gesunken, und immer mehr als Anlagen mit hohen Einspeisetarifen würden aus dem Fördersystem fallen.
Durch den geförderten Ökostrom seien im Vorjahr bis zu 4,2 Mio. Tonnen CO2 eingespart worden, um die die Emissionen höher gewesen, wenn die besagten Mengen in Gas- und Dampfkraftwerken erzeugt worden wären.
APA