Wifo-Felbermayr: Energie-Autarkie ökonomisch nicht sinnvoll

4. Feber 2022, Berlin/Wien
Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr - Wien, APA/TOBIAS STEINMAURER

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr ist überzeugt, dass Länder wie Deutschland und Österreich auch in Zukunft auf Energieimporte angewiesen sein werden. „Wir werden halt in Zukunft nicht mehr Erdöl und Gas handeln, aber wir werden mit Sicherheit weiter Energie importieren müssen“, sagte Felbermayr am Freitag bei einer Online-Veranstaltung mit dem OECD Berlin Centre. Völlige Energie-Autarkie wäre ökonomisch auch gar nicht sinnvoll, sagte der Handelsökonom.

Einerseits wäre Energieautarkie gar nicht machbar, „aber auch die ökonomische Wünschbarkeit würde ich total in Abrede stellen“, sagte Felbermayr. „Wir müssen vermutlich in Zukunft wasserstoffbasierte Kohlenstoffverbindungen importieren.“

Diese könnten etwa in Nordafrika oder im Nahen Osten mit Sonnenenergie produziert werden. „Das große Glück ist, dass die Sonne an sehr viel mehr Orten scheint, als Gas oder Erdöl aus dem Boden sprudelt, sodass wir diese starken Abhängigkeiten von einzelnen Produzenten abbauen können. Wir können an sehr viel mehr Orten grüne Energie produzieren und dann nach Europa importieren, als das bei Öl und Gas der Fall ist.“

Solche Importe seien auch wichtig, „wir brauchen ja die Arbeitsteilung“, weil man europäische Industrieprodukte gegen Erdöl, Gas und Uranerz tausche. Wenn man Energie nicht mehr importieren würde, ginge das Handelsvolumen insgesamt und damit auch die Exporte zurück, was wiederum die Volkswirtschaft negativ beeinflussen würde, erklärte Felbermayr. Man müsse „aufpassen, dass wir hier nicht die Energiewende vermischen mit komischen Autarkieträumen“, weil dadurch die Energiewende am Ende teurer würde.

Insgesamt habe sich der Welthandel von den Folgen der Corona-Pandemie sehr rasch erholt, sagte der Ökonom. Im Jahr 2020 habe es Befürchtungen gegeben, dass der Welthandel in eine lange Phase der Stagnation oder eines ganz langsamen Wachstums kommen könnte, wie es nach der großen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise der Fall gewesen sei. „Das ist überhaupt nicht passiert“, sagte Felbermayr. „Der Welthandel ist sehr schnell sehr, sehr stark zurückgekommen. Im November liegt der Welthandel acht Prozentpunkte preisbereinigt über dem Vorkrisenniveau. Eine Krise lässt sich da eigentlich nicht erkennen.“

Was ihm aber Sorgen mache, sei die Behinderung der innereuropäischen Mobilität als Folge der Pandemie. „Das, fürchte ich fast, wird die Integration im europäischen Arbeitsmarkt nachhaltig beschädigen“.

APA

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