Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, erfordert jährlich zusätzlich mindestens 850 Mrd. Euro an grünen Investitionen. Das haben Forscher von den Universitäten Greenwich und Duisburg-Essen berechnet. In einer weiteren Studie haben die Wissenschafter nun herausgefunden, dass eine EU-weite Vermögenssteuer jährliche Einnahmen von bis zu 360 Mrd. Euro generiert, und damit die Investitionslücke teilweise schließen könnte.
Aufgrund des „niedrigen Investitionsniveaus des Privatsektors in der Vergangenheit, gehen wir davon aus, dass ein Großteil der benötigten Mittel von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt werden muss“, sagte Studienautor Jakob Kapeller, Professor für Sozioökonomie an der Universität Duisburg-Essen, laut einer Aussendung am Montag. Im europäischen Recovery Fund zur Bekämpfung der Coronapandemie und der Klimakrise seien jährlich 75 Mrd. Euro an Investitionen vorgesehen. „Dies bedeutet, es verbleibt immer noch ein Bedarf an zusätzlichen Investitionen von jährlich 775 Milliarden Euro“, so der Ökonom.
In einer zweiten Studie untersuchten die Forscher deshalb in verschiedenen Modellen das Finanzierungspotenzial einer EU-weiten Vermögenssteuer. Mit einem linearen Steuermodell, bei dem Vermögen über eine Million Euro mit 2 Prozent besteuert werden, könnte die öffentliche Hand demnach jährlich rund 190 Mrd. Euro zusätzlich einnehmen. Mit einer progressiven Besteuerung, mit mehreren Steuerklassen und einer stärkeren Besteuerung von besonders hohen Vermögen, würden die zusätzlichen Steuereinnahmen auf rund 360 Mrd. Euro jährlich ansteigen.
„Eine allgemeine europäische Vermögenssteuer wäre somit in der Lage, zwischen einem Drittel und der Hälfte der bestehenden grünen Investitionslücke zu finanzieren“ sagte Studienautor Rafael Wildauer, Ökonom an der Universität Greenwich. Die verbleibenden notwendigen Investitionen könnten zumindest teilweise durch die Ausgabe gemeinsamer europäischer Staatsanleihen finanziert werden.
Eine EU-weite Vermögenssteuer könne außerdem dazu beitragen, „die gegenwärtig extrem ungleiche Verteilung des Privatvermögens in der Europäischen Union zu verringern“, so Wildauer. Angemessen sei eine Vermögenssteuer zur Finanzierung von Klimainvestitionen auch deshalb, weil wohlhabende Menschen durchschnittlich wesentlich mehr Treibhausgase verursachen als Menschen mit weniger Geld.
APA