Energiegemeinschaften sollen die Nutzung erneuerbarer Energien erleichtern.
Energiewende II
Schon seit einigen Jahren gibt es in unserer Region immer mehr öffentliche und private Initiativen, um erneuerbare Energie zu fördern. Der Krieg in der Ukraine sowie Preissteigerungen bei Öl und Gas verstärken nun vielerorts den Wunsch, unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden.
Im Sommer 2021 trat in Österreich das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) in Kraft, das Ziele und Fördersysteme für den Ausbau erneuerbarer Energie festlegt und die gesetzliche Grundlage für die Gründung von erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEG) schaffte. Diese ermöglichen Privatpersonen, Gemeinden und auch Betrieben, erneuerbaren Strom zu erzeugen und zu begünstigten Konditionen mit anderen Mitgliedern der Energiegemeinschaft zu teilen. Lokal produzierter Strom, zum Beispiel aus Kleinwasserkraftwerken oder Photovoltaikanlagen, kann dadurch gespeichert und auch lokal weitergegeben und verbraucht werden.
Im Bezirk Amstetten entsteht gerade eine solche EEG als Kooperation der Klima- und Modellregion Amstetten und des gda. „Wir wollen mit der neuen ‚Energiegemeinschaft Region Amstetten‘ alle Liegenschaftsbesitzer motivieren, da dabei zu sein. Dass man Strom abnimmt, der lokal produziert wird, und auch verwertet. Den Strompreis legt die Gemeinschaft fest und bestimmt damit, was man bezahlt, aber auch, was man bekommt“, sagt gda-Obmann Anton Kasser. Derzeit sei man dabei, Interessensbekundungen zu sammeln. Auch in Waidhofen steht die Gründung einer EEG unmittelbar bevor. Hier gab es in der ersten Anmeldungsphase bereits 120 Registrierungen, in regelmäßigen Abständen sollen Zeitfenster für weitere Anmeldungen folgen. „Mit der Energiegemeinschaft haben wir die Gelegenheit, unseren Strom lokal zu erzeugen und zu verbrauchen“, meint Bürgermeister Werner Krammer. „Dadurch halten wir die Wertschöpfung in der Region und tragen zum Erreichen von Energie- und Klimazielen bei.“ In Ybbsitz entsteht ebenfalls gerade eine EEG, vorerst allerdings nur mit Betrieben öffentlicher Hand, wie zum Beispiel Schule und Kläranlage.
Bessere Nutzung durch Bürgerbeteiligungsprojekte
Niederösterreich produziert österreichweit den meisten Strom aus Sonnenenergie. 2020 gab es insgesamt 48.169 PV-Anlagen in Niederösterreich. Der Bezirk Amstetten lag dabei mit 548 an dritter Stelle der Gemeinden mit den meisten PV-Anlagen. Eine Maßnahme, den Ausbau von Photovoltaik zu fördern, sind die PV-Bürgerbeteiligungsprojekte. In Sonntagberg gibt es davon bereits zwei, wie Bürgermeister Thomas Raidl berichtet: „Sonntagberg hat in Zusammenarbeit mit der EVN bereits zwei Bürgerbeteiligungsmodelle für die Installierung von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Dächern durchgeführt. Nach einem Projekt in Hilm soll nun in den nächsten Wochen eine Photovoltaikanlage mit 400 Paneelen auf den Dächern der Mittelschule Sonntagberg/Rosenau errichtet werden. Dieses Projekt wird in Zukunft Strom für 42 Haushalte produzieren.“ Stefan Zach, Leiter für Information und Kommunikation bei der EVN, meint: „Unsere Bürgerbeteiligungsmodelle werden ex trem gut angenommen; alleine im Mostviertel setzen wir in den nächsten Wochen drei weitere Projekte in Wieselburg, Traisen und Sonntagberg um.“
Sonnenenergie und Wasserkraft im Vormarsch
In Waidhofen liefern derzeit vier öffentliche PV-Anlagen auf Schulzentrum, Kläranlage, WSZ und Sporthalle Strom aus Sonnenenergie, der zum Großteil direkt bei diesen Anlagen selbst verbraucht wird. Es ist geplant, das öffentliche PV-Netz in Zukunft zu erweitern. Das Wasserkraftwerk Stadtwehr erzeugt rund 5.000.000 kwH, die fast zur Gänze über die Strombörse veräußert werden. Überhaupt hat Wasserkraft in der Region große Bedeutung. Bei der Zahl der Kleinwasserkraftanlagen lag Ybbsitz 2020 niederösterreichweit mit 32 Kraftwerken an erster Stelle. Im Herbst 2020 nahm die Gemeinde Ybbsitz das Kraftwerk „Am Wöhr“ in Betrieb, das nun etwa 45 Prozent des Gemeinde-Strombedarfs decken kann. Zusammen mit den gemeindeeigenen Photovoltaikanlagen kann die Gemeinde mittlerweile zwei Drittel ihres Strombedarfs durch selbst erzeugte erneuerbare Energie decken. „Das neue Kraftwerk erzeugt im Jahr etwa 400.000 kwH, unsere Photovoltaik-Anlagen nochmal 200.000 kwH. Jetzt, wo der Energiepreis immens steigt, hat diese Investition noch viel mehr an Wert gewonnen. Das war wirklich ein Projekt für die Zukunft“, freut sich Bürgermeister Gerhard Lueger. Die Gemeinde Hollenstein betreibt mittlerweile vier gemeindeeigene Quellwasserkraftwerke. Dabei wird die Fallhöhe in den Wasserleitungen genutzt, um Strom zu erzeugen. Durch diese Kraftwerke sowie ein eigenes Niederspannungsnetz kann die Gemeinde einen hohen Anteil des benötigten Stroms selbst produzieren.
NÖ Nachrichten