EU bezieht zwei Drittel russischer Öllieferungen per Schiff

30. Mai 2022, Wien/Moskau/Kiew (Kyjiw)

Die EU-Länder könnten beim Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs am Montag als Teil des sechsten Sanktionspakets gegen Russland auch ein Ölembargo beschließen. Von dem Embargo sollen einem Entwurf zufolge Pipeline-Lieferungen vorerst ausgeschlossen werden – sie machen etwa ein Drittel der EU-Ölimporte aus Russland aus. Für Russland wäre das Embargo schmerzhaft, Einnahmen aus Erdöl und Erdgas machten im Vorjahr 45 Prozent des russischen Staatshaushalts aus.

Russland ist neben Saudi-Arabien und den USA einer der drei größten Erdölproduzenten der Welt, das Land ist in hohem Maße vom Öl- und Gasexport abhängig. Die EU-Länder beziehen russisches Öl zu zwei Dritteln über Schiffslieferungen und zu einem Drittel über die Druschba-Pipeline. Vor allem Ungarn, die Slowakei und Tschechien sind stark von den Öllieferungen über diese Ölleitung abhängig.

Nach jüngsten Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) hat Russland 2021 rund 10,5 Mio. Barrel Rohöl und Ölkondensate pro Tag (mbpd) produziert – das entspricht 14 Prozent der weltweiten Produktion. 4,7 Mio. bpd wurden nach IEA-Schätzung im Vorjahr exportiert. China ist der größte einzelne Importeur von russischem Rohöl (1,6 Mio. bpd), aber Russland exportiert auch erhebliche Mengen an Abnehmer in Europa (2,4 Mio. bpd). Darüber hinaus hat Russland im vergangenen Jahr auch 750.000 bpd Diesel nach Europa ausgeführt und damit etwa ein Zehntel der Nachfrage gedeckt.

Der staatliche Rosneft-Konzern ist der größte Ölproduzent in Russland, Lukoil ist das größte private Ölunternehmen des Landes. Größere Produktions- und Raffinerieanlagen haben auch Gazprom Neft, Surgutneftegaz, Tatneft und Russneft.

Über das rund 5.500 km lange Druschba-Pipelinesystem werden 750.000 bpd Rohöl an Raffinerien in Ost- und Mitteleuropa geliefert. In den europäischen Raffinerien macht russisches Öl etwa ein Fünftel des verarbeiteten Rohöls aus.

2012 nahm Russland die 4.740 km lange ESPO-Pipeline mit einer Kapazität von 1,6 Mio. bpd in Betrieb, über sie wird russisches Öl nach Asien geliefert. Darüber hinaus verschifft Russland auch Rohöl mit Öltankern von den Häfen Ust-Luga und Primorsk an der Ostsee, vom Schwarzmeerhafen Noworossijsk sowie Murmansk auf der Halbinsel Kola und Kozmino im Fernen Osten. Außerdem wird russisches Öl auch per Bahn exportiert.

Entladen wird das mit Tankschiffen in die EU-Länder gelieferte Öl nach Angaben des Brüsseler Thinktanks Bruegel vor allem in den Häfen Rotterdam, Le Havre, Wilhelmshaven, Triest und Danzig.

APA

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