Ein Stromausfall mit Folgen

8. Juni 2022, Wien

Kleine Ursache, große Wirkung: Ein Stromausfall in Wien verzögerte das Fußballländerspiel. Im Schnitt sind Österreichs Haushalte pro Jahr weniger als eine halbe Stunde ohne elektrische Energie.

Am Dienstag war die Ursachenforschung nach dem Stromausfall, der am Abend des Pfingstmontags auch zum verzögerten Anpfiff des Fußballländerspiels Österreich gegen Dänemark geführt hatte, weit fortgeschritten. Bei den Wiener Netzen, die Leitungen für Strom, Gas und Fernwärme in der Bundeshauptstadt bereitstellen, hieß es, der Fehler sei durch eine schadhafte Kabelmuffe im zweiten Bezirk (Wien-Leopoldstadt) entstanden. Die Schadstelle wurde unter einem Gehsteig in der Hafenzufahrtsstraße eruiert. Vermutlich sei dort Wasser eingesickert, das von den Regenfällen am Sonntagabend stammte. Die Auswirkungen des vergleichsweise kleinen Stromausfalls waren für ein Millionenpublikum live im Fernsehen zu verfolgen: Da zum betroffenen Gebiet auch das Wiener Ernst-Happel-Stadion zählt, fiel dort unter anderem das Flutlicht aus. Die Berufsfeuerwehr musste einige Personen aus einem Aufzug befreien, der stecken geblieben war.

Auch in Teilen des Wiener Wurstelpraters waren die Fahrgeschäfte ausgefallen. Es wurden die betroffenen Passagiere innerhalb weniger Minuten nach den vorgesehenen Plänen in Sicherheit gebracht. Es habe aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden, betonte die Prater Wien GmbH auf SN-Anfrage.

Nach rund einer Stunde war die Stromversorgung zu 90 Prozent in der Leopoldstadt wiederhergestellt, doch konnte die leistungsstarke Flutlichtanlage im Stadion nicht sofort wieder voll angeschaltet werden. Auch mussten die Spieler wegen der Verzögerung wieder neu aufwärmen, daher war Spielbeginn erst um 22.15 Uhr. Die offiziell 18.700 Fans hatte maßgeblich Stadionsprecher Andy Marek mit einer improvisierten Choreografie aus Stadionwelle und Handylichtern bei Laune gehalten.

Manuela Gutenbrunner von den Wiener Netzen berichtete, vom Stromausfall seien etwa 1500 Haushalte betroffen gewesen. Am Dienstag um 10.07 Uhr waren sie letztlich alle wieder ans Stromnetz angeschlossen. Zum Vergleich: In Wien-Leopoldstadt leben fast 105.000 Menschen.

Die Regulierungsbehörde E-Control veröffentlicht seit 2003 jährliche Statistiken zu Stromausfällen. Im Schnitt war im Jahr 2020 ein österreichischer Haushalt ungeplant 27 Minuten ohne Strom, ein im internationalen Vergleich sehr geringer Wert. Die höchsten Werte – 55 bzw. 56 Minuten – gab es 2006 und 2007. Das Wetter spielt bei Stromausfällen eine wichtige Rolle, in mehr als einem Drittel der Fälle gilt es als Ursache.

Es hätte weitaus tragischer verlaufen können, wie ein aktueller Vorfall am Dienstag in der deutschen Stadt Kalkar am Niederrhein zeigt: Dort war nach einem tödlichen Arbeitsunfall in einem Umspannwerk der Strom in der knapp 20.000 Einwohner zählenden Stadt komplett ausgefallen. Nach einigen Stunden hieß es laut dpa von der Polizei und dem Stromnetzbetreiber Westnetz, die Stromversorgung sei zum Teil wiederhergestellt und man versuche, die Versorgung über Notstromaggregate wieder aufzubauen.

Gerald Stoiber

Salzburger Nachrichten

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