Paolo Gentiloni warnt vor Rezession bei Gaslieferstopp

17. Juni 2022, Moskau/Rom
EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni
 - Brussels, APA/AFP

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni hat erneut davor gewarnt, dass die europäische Wirtschaft bei einem russischen Gaslieferstopp schrumpfen würde. Ein Lieferstopp würde mindestens in diesem Jahr zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung führen, sagte Gentiloni am Rande eines Treffens der Euro-Finanzminister am Donnerstag. „Aber das ist noch nicht der Fall“, sagte der italienische Politiker.

Bisher gebe es nur Signale an manche EU-Länder von Russland, noch keine Entscheidung. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte in der Nacht zum Donnerstag seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream weiter verringert. Der Gasriese begründete den Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten und sieht derzeit nach eigenen Angaben keine Lösung für die Lieferstörungen.

Konzern-Chef Alexej Miller sagte am Donnerstag, zur Reparatur der Gas-Kompressoren fehlten wichtige Ersatzteile, die von Kanada wegen der bestehenden Sanktionen gegen Russland nicht geliefert werden könnten. Gazprom hatte deswegen diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen nach Deutschland zurückgefahren. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat diesen Schritt als rein politisch motiviert bezeichnet.

Von der Reduktion sind neben Deutschland auch Österreich, Tschechien, Italien und Frankreich betroffen. Ein Sprecher des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV sagte am Donnerstag, der russische Lieferant Gazprom habe über eine Reduzierung informiert. „Wir werden diese Mengen, sofern aufgrund des geringeren Gasbedarfs überhaupt notwendig, durch Speichermengen und Mengen vom Spotmarkt ersetzen. Die Versorgung unserer Kunden ist derzeit sichergestellt.“

Auch italienische Energiekonzern Eni teilte mit, am Donnerstag seien nur 65 Prozent der angeforderten Menge geliefert worden. Lieferrückgänge meldeten auch das französische Unternehmen Engie.

APA/ag

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