Bei der OMV-Hauptversammlung wird der Ex-Chef der künftigen OMV-Tochter Borealis, Mark Garrett (58), heute neu in den OMV-Aufsichtsrat gewählt und soll dann Wolfgang Berndt (77) an der Spitze des Kontrollgremiums ablösen. „Einen Schönheitspreis kriegt das jetzt nicht“, meint Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger, aber Garrett bringe Industriekompetenz mit und sei deshalb als Aufsichtsratschef jedenfalls die bessere Wahl als etwa ÖBAG-Chef Thomas Schmid, so Rasinger.
Es sei gut, wenn der Chef der Staatsholding ÖBAG im OMV-Aufsichtsrat vertreten sei, „aber nicht unbedingt als Aufsichtsratsvorsitzender“, sagte der Präsident des Interessenverbandes für Anleger (IVA) am Dienstag zur APA. Garrett wird bis zur Beendigung der Hauptversammlung, die über die Entlastung für das Geschäftsjahr 2022 beschließt, gewählt. Gertrude Tumpel-Gugerell wird bis zur Hauptversammlung im Jahr 2021 wieder in den Aufsichtsrat gewählt.
Im Vorfeld der Hauptversammlung war wiederholt Kritik am hohen Kaufpreis laut geworden, den die OMV für die Aufstockung ihrer Beteiligung am Kunststoffkonzerns Borealis um 39 Prozentpunkte auf 75 Prozent bezahlt. Die rund 4 Mrd. Euro seien „eine gigantische Summe, die jetzt auf den Tisch gelegt wird“, sagte Rasinger, „ich bin nicht überzeugt, ob das zum jetzigen Zeitpunkt ein Super-Deal für die OMV ist. Ich bin nicht begeistert von dieser Mega-Transaktion.“
Eine solche Transaktion mit einem Aktionär – Verkäufer der Borealis-Anteile ist der OMV-Mitgesellschafter Mubadala (Abu Dhabi) – sei immer heikel, außerdem sei er nicht überzeugt, ob der Deal für die OMV überhaupt sinnvoll sei. Das Argument, dass sich die OMV mehr im Kunststoff-Geschäft engagieren wolle, könne er nicht nachvollziehen – „man hat ja jetzt schon eine qualifizierte Minderheitsbeteiligung“.
Er traue sich nicht zu beurteilen, ob der Kaufpreis tatsächlich überhöht sei, „mich wundert aber, dass die Coronakrise keine Auswirkungen auf den Kaufpreis gehabt hat“.
APA