Bessere Luftqualität durch Corona

30. Dezember 2020, Wien
Weniger Mobilität erfreut die Umwelt
 - Kuchl, APA

Corona hatte doch auch etwas Gutes: Reisebeschränkungen und Home-Office ließen das Verkehrsaufkommen schrumpfen und damit auch die entsprechenden Schadstoffe. Laut der vorläufigen UBA-Bilanz der Luftqualität für 2020 gab es bei Feinstaub (PM10) die zweitniedrigste Belastung seit Beginn der Messungen im Jahr 2000, bei Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3) sogar die niedrigste seit 1990, so das Umweltbundesamt am Mittwoch.

Ein weiterer wesentlicher Faktor für die niedrige NO2- und PM10-Belastung war laut UBA die sehr warme Witterung bis Mitte März. Diese hatte einen geringeren Heizenergiebedarf und damit niedrigere Emissionen zur Folge. Andererseits waren die Bedingungen für die Ausbreitung der Schadstoffe günstiger.

Stickstoffdioxid (NO2) stammt vor allem aus dem Verkehr, hier wiederum von Dieselfahrzeugen. Im ersten Lockdown von Mitte März bis Anfang Mai 2020 lag der Kfz-Verkehr deutlich unter dem Niveau der Vorjahre, an einzelnen Straßenabschnitten betrug der Rückgang mehr als die Hälfte. Im Sommer war wieder alles annähernd auf dem üblichen Niveau, im Oktober und November wurde erneut ein deutliches Minus beobachtet.

Dies spiegelt sich in den gemessenen NO2-Konzentrationen wieder: In der zweiten Märzhälfte 2020 lagen sie an den höchstbelasteten Messstellen in den Landeshauptstädten um 35 bis 56 Prozent unter den Werten der Jahre 2018 und 2019, im November zwischen zwei und 24 Prozent. Generell zeigt sich in den vergangenen Jahren – bedingt durch die Erneuerung der Fahrzeugflotte – ein abnehmender Trend in der Belastung.

Die NO2-Jahresmittelwerte lagen in diesem Jahr insgesamt auf dem niedrigsten Niveau seit 1990: Erstmalig traten keine Überschreitungen des EU-Grenzwertes von 40 µg/m³ auf; die Summe aus Grenzwert und Toleranzmarge gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) von 35 µg/m³ wurde nur an der Messstelle Vomp A12 überschritten, der Grenzwert gemäß IG-L von 30 µg/m³ an drei weiteren Messstellen in Graz, Linz und Wien.

Bei der Feinstaubbelastung sind die Zusammenhänge komplexer, das dieser viele unterschiedliche Quellen wie Hausbrand, Verkehr, Industrie aber auch Landwirtschaft hat und zudem weiträumig verfrachtet (z. B. Wüstensand) wird. Europaweit zeigte sich ein Rückgang bis zu 20 Prozent im April 2020.

Tagesmittelwerte über 50 µg/m³ zeigten sich an maximal 17 Tagen (Messstelle Graz Don Bosco). Damit wurde 2020 wie auch 2019 weder das Grenzwertkriterium nach IG-L, noch das Grenzwertkriterium der EU-Luftqualitätsrichtlinie für PM10 überschritten. An den meisten Messstellen wurde der niedrigste Jahresmittelwert seit Beginn der Messreihe registriert.

Bei Ozon wies 2020 die niedrigste Belastung der vergangenen 30 Jahre auf. Die Informationsschwelle wurde nur an einem Tag an einer Messstelle in Wien überschritten. Europaweite Modellrechnungen deuten darauf hin, dass die niedrigen Ozonwerte auch mit dem Rückgang der NOx-Emissionen durch die Covid-Maßnahmen zusammenhängen.

APA