Strombranche will „Runden Tisch“ für Blackout-Vorsorge

12. Jänner 2021, Wien
Situation verschärft sich laut Experten von Jahr zu Jahr
 - Zillingtal, APA (Jäger/Symbolbild)

Nachdem Europa am 8. Jänner durch einen starken Frequenzabfall im Stromnetz nur knapp an einem flächendeckenden Stromausfall vorbeigeschrammt ist, werden in der heimischen Strombranche Forderungen nach einem „Runden Tisch“ laut. Bei dem Treffen aller Stakeholder sollten pragmatische Lösungen für eine Blackout-Vorsorge gefunden werden, sagte NÖ-Netz-Geschäftsführer Werner Hengst.

„Wir brauchen stabile Netze, um die Versorgungssicherheit garantieren zu können“, sagte Hengst bei einem Online-Hintergrundgespräch des Forum Versorgungssicherheit. Weitere Maßnahmen sollten am Runden Tisch besprochen werden. Am Freitag sei es trotz des Spannungsabfalls im Netz „Gott sei Dank noch einmal gut gegangen, die Situation verschärft sich aber von Jahr zu Jahr“. In Niederösterreich habe die EVN mit ihrem kalorischen Kraftwerk Theiß bei Krems 2020 mehr als hundert Mal eingreifen müssen.

„Wir schätzen, dass sich die Situation in den nächsten Jahren verschärfen wird“, warnte Hengst und verwies dazu auf den starken Ausbau der volatilen Erneuerbaren-Stromerzeugung und den Wegfall großer Backup-Kraftwerke in Europa. Strom aus Windrädern stehe nur 3.000 Stunden im Jahr zur Verfügung, Elektrizität aus Photovoltaik (PV) sogar nur 1.000 Stunden. Die in Europa vom Netz gehende Leistung von 50.000 MW entspreche „mehr als zweihundert Donaukraftwerken“.

Der Fachverband Gas-Wärme plädierte nach dem Fast-Blackout vom Wochenende für ein „Umdenken“ in der heimischen Energiepolitik. Statt einer primär auf Strom fokussierten Energiewende brauche Österreich weiterhin die „Vielseitigkeit aller Energieträger“, also vor allem auch speicherbares Gas (etwa Biogas und Wasserstoff) sowie Fernwärme, um auch künftig gut durch den Winter zu kommen.

Um die enormen täglichen Stromschwankungen in Österreich in den Griff zu bekommen, seien Versorgungssicherheit, Leistbarkeit und Nachhaltigkeit gleichermaßen zu beachten. Weder Sonnen- noch Windstrom lasse sich speichern, aber in Grünes Gas umgewandelt könne die erneuerbare Energie in Gasspeichern gelagert werden. Es bedürfe rasch entsprechender Rahmenbedingungen zur Förderung von Grünem Gas und zur Stärkung der Sektorkopplung, so der Verband.

APA