Weiterbau von Nord Stream 2 frühestens Ende Jänner

15. Jänner 2021, Berlin/Moskau
Russisches Rohr-Verlegeschiff "Fortuna"
 - Wismar, dpa-Zentralbild

Das deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat den sofortigen Weiterbau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 in deutschen Gewässern genehmigt. Das geht aus einer Mitteilung der Behörde vom Freitag hervor. Die bisherige Genehmigung hätte Arbeiten normalerweise erst wieder ab Ende Mai zugelassen.

Ein Widerspruch – etwa von Umweltverbänden – könnte den sofortigen Weiterbau in der deutschen „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ (AWZ) allerdings noch stoppen, da er aufschiebende Wirkung hätte. So hat die Deutsche Umwelthilfe bereits Widerstand gegen die Genehmigung Bundesamts angekündigt. „Wir legen auf jeden Fall Widerspruch ein“, sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. „Wir prüfen aber, ob wir sofort dagegen klagen können.“

Die Genehmigung war unter anderem deshalb notwendig geworden, weil eine Schweizer Firma ihre Spezialschiffe nach Sanktionsdrohungen der USA Ende 2019 abgezogen hatte. Die USA lehnen den Bau der rund 1.200 Kilometer langen Röhre ab und drohen den am Bau beteiligten Unternehmen mit Sanktionen. Washington argumentiert, Europa werde dadurch noch abhängiger von russischem Erdgas. Die USA wollen allerdings auch selbst ihr Gas in Europa verkaufen.

Der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, hat die Einmischung der USA in den Bau der russisch-deutschen Erdgaspipeline Nod Stream 2 scharf kritisiert. „Die Versuche der USA, die Projektrealisierung durch Erpressung, Drohungen und exterritoriale Sanktionen zu verhindern, sind Ausdruck unlauteren Wettbewerbs“, sagte Netschajew dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag).

Für die Spezialschiffe der Schweizer Firma war auch für die Wintermonate bereits eine Genehmigung vorgelegen. Nord Stream 2 musste nach dem erzwungenen Ausstieg der Schweizer allerdings auf einen Schiffstyp umsteigen, der von anderen Schiffen auf Position gehalten beziehungsweise bewegt wird. Für so ein ankerpositioniertes Schiff gilt die jetzt erteilte Genehmigung.

Ein solches Schiff, die russische „Fortuna“, hatte am Donnerstag den Wismarer Hafen verlassen und befand sich am Freitagvormittag laut dem Schiffsradar vesselfinder.com auf der Ostsee vor Rostock.

Ab Freitag waren bei den dänischen Behörden Arbeiten in der Ostsee bei Bornholm unter Beteiligung der „Fortuna“ angekündigt. Nach dem Erreichen der Position in dänischen Gewässern würden vorbereitende Arbeiten und Tests beginnen, hatte es von Nord Stream 2 geheißen. Einen genauen Zeitpunkt hatte man noch nicht nennen können.

Im vergangenen Dezember hatte das Schiff nach einjähriger Unterbrechung der Verlegearbeiten einen 2,6 Kilometer langen Leitungsabschnitt in der deutschen AWZ fertiggestellt. Ende Dezember war die Genehmigung des BSH nach Inanspruchnahme einer Verlängerung allerdings ausgelaufen.

Nach Angaben des russischen Energiekonzerns Gazprom als Hauptinvestor sind 94 Prozent der umstrittenen Pipeline fertiggestellt. Damit liegen mehr als 2.300 Kilometer Rohre des Doppelstrangs auf dem Meeresboden. Es fehlen noch etwa 150 Kilometer, also 75 Kilometer je Strang – davon etwa 120 Kilometer in dänischen und etwa 30 Kilometer in deutschen Gewässern.

Um diese rund 30 Kilometer südlich der dänischen Insel Bornholm geht es bei der nun erteilten Genehmigung des BSH. Die verbleibende Strecke verlaufe zwar durch den Randbereich eines Vogelschutzgebietes, hieß es. Das habe aufgrund der Wassertiefe allerdings „eher geringe Bedeutung für bestimmte Rastvogelarten“. Außerdem handle es sich teilweise ohnehin um ein häufig befahrenes Gebiet. Dennoch schreibt das BSH zum Schutz der Seevögel für den Zeitraum von Jänner bis Mai maximale Bauphasen von 30 Tagen mit 14-tägigen Pausen vor.

APA/ag

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