Kongress zu Energiewende mit Kerry und Gewessler

17. März 2021, Berlin
Klimaschutzministerin Gewessler beim Berliner Energiewendeforum (Screenshot)
 - Berlin,

Spitzenpolitiker aus aller Welt haben am Dienstag in einem Online-Dialog über die Energiewende diskutiert. Zu dem von der deutschen Regierung organisierten Dialog haben sich Dutzende Regierungsvertreter angesagt, darunter der neue US-Klimabeauftragte John Kerry, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Kerry forderte in seinem Statement laut dpa mehr internationalen Ehrgeiz beim Klimaschutz. Bei der Weltklimakonferenz in Glasgow im Herbst müsse es ehrgeizigere Zusagen aller Länder geben, forderte der ehemalige US-Außenminister. Versagen sei keine Option. Kerry verwies auch auf einen Klimagipfel, den US-Präsident Joe Biden am 22. April abhalten will. Die Vereinigten Staaten seien sich ihrer Verantwortung bewusst, versprach der Klimabeauftragte.

Die USA zählen neben China zu den Ländern mit dem höchsten Ausstoß an Treibhausgasen. Unter Bidens Vorgänger Donald Trump hatten sie das Klimaschutzabkommen von Paris verlassen. Die USA fühlten sich verantwortlich, voranzuschreiten, sagte Kerry. Er sprach von Demut. Es seien vier Jahre verloren worden. Biden hatte sofort nach Amtsantritt die Rückkehr des Landes ins Pariser Abkommen veranlasst.

Die USA versuchten klimaneutral zu werden, nicht später als 2050, sagte Kerry. Dieses Ziel hat auch die Europäische Union. Der US-Klimabeauftragte nannte die deutsche Energiewende eine „Inspiration“ und würdigte das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit dem Übergang zu neuen Technologien. Er lobte auch den geplanten Ausstieg aus der Kohle in Deutschland bis spätestens 2038 sowie Pläne für den Einsatz von „grünem“ Wasserstoff.

Gewessler war am Vormittag Teil eines Panels mit der UNO-Klimabeauftragten Patricia Espinosa, dem Energieminister von Saudi-Arabien (Abdulaziz Bin Salman), dem Energie-Staatssekretär von Indien (Alok Kumar) und dem Energie-Vizeminister von China (Shanqing Lin).

Espinosa sagte, dass der wirtschaftliche Wiederaufbau nach der Coronakrise eine „Chance“ für die Klimapolitik sei. Die frühere mexikanische Außenministerin wies darauf hin, dass die Wiederaufbauprogramme ein Gesamtvolumen von 15 Billionen Dollar (12.583,89 Mrd. Euro) haben. Dieses Geld solle nun dafür verwendet werden, eine nachhaltige Wirtschaftsordnung aufzubauen. Die Regierungsvertreter von Saudi-Arabien, Indien und China stellten ihre Klimaprogramme vor und betonten den Willen zur Zusammenarbeit. Lin unterstrich, dass es seinem Land darum gehe, die Bürger zu einem „grünen Lebensstil“ zu ermuntern.

Gewessler betonte die Dringlichkeit des Themas, weil nur die jetzige Generation „noch etwas gegen die Klimakrise tun kann“. Dabei sprach sie sich auch gegen die Atomenergie aus, „die auch global ein Auslaufmodell sein muss“. „In Österreich werden wir aus den fossilen Energien aussteigen und bis 2030 100 Prozent grünen Strom produzieren“, bekräftigte sie. „Ich bin überzeugt davon, dass saubere, erneuerbare Energien aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse die beste Zukunft für Österreich und die beste Zukunft für unseren gesamten Planeten sind.“

Von der Leyen hatte in ihrem Eröffnungsstatement für die geplante CO2-Grenzabgabe der Europäische Union geworben. „Grüner Stahl“ koste nämlich um 100 Euro pro Tonne mehr als herkömmlich produzierter, sagte sie. „Wir arbeiten so hart daran, unsere Emissionen zu verringern. Deshalb können wir nicht gleichzeitig Emissionen von außen importieren“, sagte sie.

Laut der deutschen Regierung haben sich mehr als 50 ausländische Minister und Staatssekretäre angekündigt, darunter etwa auch der italienische Chefdiplomat Luigi Di Maio. Deutschland wurde durch Außenminister Heiko Maas und Wirtschaftsminister Peter Altmaier vertreten.

Deutschland sieht sich weltweit als Vorreiter bei der Energiewende, also dem Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energiequellen aus Sonne und Wind. Die EU und die USA unter der neuen Regierung von US-Präsident Joe Biden wollen in ihren Anstrengungen für den Klimaschutz stärker zusammenarbeiten, wie es vor einigen Tagen im Anschluss an den ersten Besuch von Kerry in Brüssel in einer gemeinsamen Erklärung hieß.

APA