Der Großhandelspreis für Strom stieg in den vergangenen zwölf Monaten um fast 40 Prozent; eine Entspannung ist nicht in Sicht
Es sind die Schattenseiten der raschen wirtschaftlichen Erholung, die wir derzeit sehen: Die Rohstoff- und damit auch die Energiepreise steigen massiv an. Der Großhandelspreis für Strom ist in den vergangenen zwölf Monaten um knapp 40 Prozent gestiegen, so die Österreichische Energieagentur gestern in einer Aussendung.
Das sei zum Teil auch ein Nachholeffekt, weil im Vorjahr Strom im Großhandel deutlich billiger wurde. Aber ganz lässt sich dieser Anstieg damit nicht erklären. Ob der Strompreis jetzt auch für Haushaltskunden steigen wird, sehe man aber noch nicht, heißt es aus der Energieagentur. Bisher seien kaum Preiserhöhungen angekündigt worden.
Auch bei den beiden großen oberösterreichischen Stromversorgern Energie AG und Linz AG sind die Haushaltskunden nach wie vor durch eine Preisgarantie geschützt. Bei der Energie AG läuft diese noch bis 1. Jänner 2022, bei der Linz AG noch bis 31. März 2022.
Beim Strompreis schlagen die reinen Energiekosten auch nicht unmittelbar durch, da auch Netzgebühren und vor allem Steuern und Abgaben eine gewichtige Rolle spielen. Wie es mit dem Strompreis für Privatkunden weitergehen könnte, sei „eine spannende Frage“, sagt Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG. Ob Preiserhöhungen notwendig sein werden, müssten die nächsten Monate erst zeigen.
Bei Firmenkunden sehe die Situation aber anders aus. Glücklich seien jene, die längerfristige Verträge abgeschlossen haben. „Für jene, die kurzfristigere Verträge haben, die bald auslaufen, wird es wohl teurer werden“, sagt Josef Siligan, Vorstand der Linz AG.
Das sieht man bei der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Oberösterreich mit Sorge. „Der heimische Industriestandort kommt wegen der zuletzt stark gestiegenen Strompreise weiter unter Druck“, sagt Spartenobmann Erich Frommwald. Getrieben wird der Strompreis von deutlich teureren CO2-Zertifikaten. Die hätten sich in den vergangenen Monaten von 15 Euro je Tonne im Vorjahr mehr als verdreifacht, so Linz-AG-Vorstand Siligan.
Das mag aus Klimasicht zwar wünschenswert sein, die heimische Industrie fühlt sich dadurch aber benachteiligt gegenüber Mitbewerbern aus Nachbarländern. Dort werden die „indirekten CO2-Kosten“, also die Kosten, die die Energieversorger zahlen müssen und an ihre Kunden weiterreichen, refundiert.
„Das lässt das EU-Regelwerk zu, wird aber in Österreich nicht gemacht“, sagt Ernst Spitzbart, Energiesprecher der Sparte Industrie und Geschäftsführer der UPM-Kymmene Austria GmbH (Papierfabrik Steyrermühl). Es bestünde also das Potenzial, die Rahmenbedingungen für stromintensive Betriebe am Standort jenen der Mitbewerber in anderen EU-Staaten anzugleichen.
„Es besteht bei uns Potenzial, die Rahmenbedingungen für stromintensive Betriebe denen der Mitbewerber in anderen EU- Ländern anzugleichen.“
Ernst Spitzbart, Energiesprecher der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer OÖ.
„Die Stromproduktion ist generell teurer geworden. Zum einen ist der Preis für Erdgas gestiegen, zum anderen sind CO2-Zertifikate dreimal so teuer wie noch im Vorjahr.“
Josef Siligan, Vorstand Linz AG
Oberösterreichische Nachrichten