Fünf Windräder sorgen für Diskussionen

3. September 2021

Quelle: Kleine Zeitung, 01.09.2021 (S. 20-21)

Auf der Freiländeralm sollen weitere 17 Windräder errichtet werden. Fünf davon befinden sich nahe dem Siedlungsgebiet Modriach, was den Bürgermeister zum Einspruch bewegt.

Hohe Wellen schlägt derzeit ein geplantes Windrad-Projekt der Energie Steiermark auf der Freiländeralm zwischen den Bezirken Deutschlandsberg und Voitsberg. Vier Windräder stehen bereits auf der „Freiländeralm I“, nun sollen 17 weitere unter dem Titel „Freiländeralm II“ folgen. Zwölf der 233 Meter hohen Windräder sollen in einer sogenannten Vorrangzone gebaut werden, bereits 2019 war der betroffene Bereich vom Land Steiermark von einer Eignungszone aufgewertet worden. In den jeweiligen Gemeinden ist aus diesem Grund für den Bau der Windanlagen keine Änderung im Flächenwidmungsplan notwendig. Die übrigen fünf Windräder sind nun Georg Preßler, Bürgermeister der Gemeinde Edelschrott, ein Dorn im Auge.

Zum Jahreswechsel 2020/2021 hatte die Gemeinde Hirschegg-Pack im Gemeinderat den Beschluss gefasst, ein Areal umzuwidmen, um es für Energieträger nutzbar zu machen. „Dieses Gebiet ist aber in unmittelbarer Nähe zum Ortskern Modriach und macht uns dadurch zu Betroffenen. Diese fünf Windräder waren vom Land Steiermark nie vorgesehen und sind zudem um einiges größer als normale Windräder, die etwa 160 Meter hoch sind. Ich habe Bedenken, dass sich der Bau negativ auf die Entwicklung des Siedlungsstandortes und den Tourismus auswirkt“, so der Gemeindechef.
Bis 31. August konnten Einwendungen im UVP-Verfahren (Umweltverträglichkeitsprüfung) eingebracht werden, das hat Preßler auch getan. Dass die Gemeinde das Projekt zur Gänze verhindern wolle, verneint er: „Wir wollen erneuerbare Energiegewinnung nicht verhindern, aber oft wird bei der Planung über das Ziel hinausgeschossen. Zudem hätten wir gerne nur die fünf betreffenden Anlagen beanstandet, aber die Energie Steiermark hat alle 17 gleichzeitig eingereicht.“
Landtagsabgeordnete Helga Kügerl (FPÖ) will die Gemeinde unterstützen: „Grundsätzlich ist die Windkraft wichtig, aber die derzeitigen Überlegungen des Windpark-Ausbaus gehen uns zu weit. Wir wollen nicht, dass Dutzende Windräder in unserer Region die Almen als Naherholungsgebiet unattraktiv machen.“

Umweltanwältin Ute Pöllinger kann nicht sagen, ob der Einspruch Früchte tragen wird. „Noch gibt es für die fünf Anlagen keine raumordnungsrechtliche Grundlage, der Hirschegger Gemeinderat hat die Widmung zwar beschlossen, es fehlt aber noch die Absegnung der Landesregierung“, so Pöllinger. Auch das UVP-Verfahren wird wohl noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Hinsichtlich der zwölf in der Vorrangzone geplanten Windräder dürfte es laut Pöllinger zu keinen Problemen kommen: „Die Vorprüfung hat ergeben, dass dort gute Windernten möglich sind und keine Konflikte bezüglich des Einflusses auf Natur und Mensch bestehen.“

Die Energie Steiermark plant, mit Edelschrott weitere Gespräche zu führen, will aber die Potenziale der Region ausschöpfen. „Der Standort ist einer der besten in der Steiermark für die Windkraft und wir haben auch hinsichtlich des Klimaschutzes die Verantwortung, das so gut es geht zu nutzen“, sagt Urs Harnik-Lauris von der Unternehmenskommunikation. „Aus dem geplanten Projekt kann so viel Strom gewonnen werden wie drei Murkraftwerke produzieren. Wir haben mit den bestehenden Anlagen bereits gute Erfahrungen gemacht und wollen den Standort weiter nützen, alles andere wäre eine vergebene Chance.“ Über 100.000 Menschen könnten mit den 17 Windrädern mit Strom versorgt werden, 150 Millionen Euro sollen investiert werden.
Nach Abschluss aller Prüfungsverfahren könnte 2024 mit dem Bau begonnen werden, die Fertigstellung ist für 2027 anberaumt.

Kleine Zeitung

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