Höherer Strom- und Gasverbrauch im ersten Halbjahr

3. September 2021, Wien
Strom- und Gasverbrauch heuer höher
 - Bremen, APA (Archivbild)

Der Stromverbrauch ist in Österreich im ersten Halbjahr um rund fünf Prozent gestiegen. Aus Laufwasserkraft wurde annähernd so viel Strom erzeugt wie bis Juni 2020, aus Speicherkraftwerken etwas weniger – dafür etwas mehr aus Gaskraftwerken. Windstrom gab es über ein Zehntel weniger. Strom importiert wurde mehr als exportiert. Bei Erdgas kletterte die Abgabe an Endkunden um elfeinhalb Prozent, geht aus Daten der Regulierungsbehörde E-Control hervor.

Die Stromnachfrage wuchs um fünf Prozent oder um etwa 1,6 Terawattstunden (TWh). Dabei gab es im Jänner und Februar gegenüber dem Vorjahreszeitraum Nachfragerückgänge, ab März legte die Nachfrage wieder zu und erreichte im April das stärkste Plus.

Elektrizität aus Laufwasserkraft stand im Halbjahr mit 12,9 TWh um 0,1 TWh oder 0,9 Prozent mehr zur Verfügung, so E-Control-Vorstand Alfons Haber zur aktuell vorliegenden Statistik. Von Februar bis April lag die Laufwasserkraft-Erzeugung dabei durchgehend unter dem Vorjahr, stieg aber im Mai und Juni. Der Erzeugungskoeffizient der Laufkraftwerke betrug im Schnitt 0,98 (1. Halbjahr 2020: 0,99), wobei der Koeffizient mit 1,29 im Februar am höchsten und mit 0,79 im April am niedrigsten war. Speicherkraftwerke kamen mit 6,3 TWh um 5,7 Prozent oder um 382 Gigawattstunden (GWh) weniger zum Einsatz, bis auf die Monate Februar und Juni war der Einsatz rückläufig.

Dagegen erzeugten Wärmekraftwerke um 305 GWh oder um 3,7 Prozent mehr Strom. Lediglich im Jänner gab es ein Minus. Die Zunahme bei den kalorischen Kraftwerken sei hauptsächlich durch den um 12,4 Prozent oder 599 GWh höheren Einsatz von Erdgas zu erklären, so Haber. Auch industrielle Anlagen auf Basis von Brennstoffderivaten produzierten mehr, das Plus betrug 140 GWh. Die Windkraft lag mit 3,5 TWh um 465 GWh oder 11,8 Prozent unter Vorjahr, wobei der Rückgang im Februar besonders stark war.

Insgesamt wurden in Österreich im Halbjahr 34,5 TWh Strom erzeugt, davon 19,2 GWh aus Wasserkraft. Abgesehen von den industriellen Anlagen (und privaten Leitungen über die Grenze) verzeichnete die E-Control in den öffentlichen Netzen eine um 4 TWh geringere Erzeugung und einen um 3,55 TWh niedrigeren Verbrauch als in der gesamten Versorgung – die industriellen Eigenanlagen trugen also neben der Versorgung der Betriebe selbst auch noch knapp 0,5 TWh zur öffentlichen Versorgung bei. Die höchste Netz-Last (jeweils dritter Mittwoch im Monat) lag im Jänner und Feber um 8 bzw. 4 Prozent unter Vorjahr, von März bis Juni um 6 bis 11 Prozent darüber.

Die Netto-Stromeinfuhr machte heuer bis Juni 3,1 TWh aus – gut das Doppelte wie im Vorjahresvergleich. Physikalischen Importen von 12,4 TWh standen Exporte von 9,3 TWh gegenüber. Der Nettoimportanstieg ist laut Haber großteils auf gestiegene Nettoeinfuhren aus Slowenien und Ungarn zurückzuführen, während jene aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Tschechien nachließen.

Die Erdgas-Abgabe an Endkunden kletterte im ersten Halbjahr kräftig um 11,5 Prozent oder um 5,4 TWh auf 52,4 TWh. Zu Jahresbeginn sank sie, erreichte aber später einen Höhepunkt mit 43 Prozent Plus im Jahresabstand im April. Ausgeglichen wurden die Steigerungen im ersten Halbjahr durch die geringen Erdgaseinpressungen und höheren Erdgasentnahmen aus den Speichern, so Haber. Die Speicher trugen so 45,7 TWh oder fast 85 Prozent zur Erdgas-Nettoaufbringung in Österreich bei – der Rest stammte aus den Nettoimporten und der Produktion. Die Importe sanken freilich um 25,5 TWh oder 10,5 Prozent, während die Exporte um 8,4 TWh (4,1 Prozent) anstiegen. Die Aufbringung aus Produktion und Nettoeinfuhren war rund 34,6 TWh niedriger als im ersten Halbjahr 2020.

Die heuer im Jänner nur noch mit 53,5 Prozent gefüllten Speicher hätten im ersten Halbjahr eher Einspeicherungen als Entnahmen erhoffen lassen, meinte Haber. Jedoch sei es im gesamten Halbjahr in Österreich wie auch europaweit nur zu sehr verhaltenen Einspeicherungen gekommen. Dadurch lag der Speicherstand Ende Juni bei nur 29,8 Prozent, deutlich tiefer als in einem normalen Sommer.

APA