OMV fördert wieder mehr und schreibt schwarze Zahlen

29. Oktober 2021, Wien
OMV spürt leichten Aufwind - Wien, APA/ROLAND SCHLAGER

Der heimische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat in den ersten drei Quartalen dieses Jahres mehr Öl und Gas gefördert und auch von den gestiegenen Preisen profitiert. Unterm Strich stand ein Überschuss von 2,13 Mrd. Euro, nachdem im vergangenen Jahr noch ein Verlust von 468 Mio. Euro verbucht worden war. Insbesondere auch der Bereich Chemicals & Materials habe gut performt, erklärte CEO Alfred Stern, der früher die jetzige OMV-Chemietochter Borealis geleitet hat.

„Zum ersten Mal in der OMV-Geschichte haben wir im dritten Quartal ein Clean CCS Operating Result (um Lagereffekte bereinigtes operatives Ergebnis, Anm.) von 1,8 Milliarden geschrieben“, sagte Stern am Freitag zur APA. In den ersten neun Monaten betrug das CCS operative Ergebnis knapp 4 Mrd. Euro. Der Nettogewinn drehte im Quartal von -458 Mio. auf 484 Mio. Euro in die Gewinnzone. Die Konzernumsatzerlöse stiegen vor allem durch die Vollkonsolidierung der Chemietochter Borealis, aber auch höhere Marktpreise und Verkaufsmengen im Jahresabstand um 130 Prozent auf 8,512 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal 2021 hatte der Umsatz 7,266 Mrd. Euro betragen.

Die Produktion wurde im dritten Quartal um 26.000 Fass pro Tag auf 470.000 Fass erhöht. Die Gesamtproduktion wird für heuer – abhängig von der Sicherheitslage in Libyen – unverändert bei über 480.000 Fass pro Tag erwartet. Im Vorjahr wurden im Schnitt täglich 463.000 Fass gefördert.

Der organische freie Cashflow (abzüglich Investitionen, ohne Verkäufe und Akquisitionen, Anm.) vor Dividenden wurde in den ersten drei Quartalen auf 2,5 Mrd. Euro mehr als verdoppelt.

Das Ziel, den Verschuldungsgrad (Gearing) noch heuer auf unter 30 Prozent zu senken, habe man bereits erreicht, berichtete Stern. Das Gearing (exklusive Leasing) betrage nun 28 Prozent.

Das Closing für den gestern bekannt gegebenen Verkauf der Beteiligung am norwegischen Wisting-Ölfeld um umgerechnet 275 Mio. Euro werde noch für heuer erwartet. „Closings hat es bereits gegeben für Devestitionen über ca. 700 Mio. Euro, und wir hoffen, dass wir noch weitere Projekte closen, die weitere 800 Mio. Euro bis Ende des Jahres ausmachen.“ Der geplante Verkauf des Düngemittelgeschäfts von Borealis samt Stickstoff und Melamin soll noch heuer unterzeichnet werden. Das Closing für den Verkauf des Tankstellengeschäfts in Slowenien wird für das kommende Jahr erwartet.

Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die OMV einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von rund 70 US-Dollar (60 Euro) pro Barrel, bisher hatte man mit einem Brent-Preis von 65 Dollar pro Fass gerechnet. Im vergangenen Jahr kostete ein Fass Brent im Durchschnitt 42 Dollar. Der durchschnittlich realisierte Gaspreis wird für 2021 bei mehr als 15 Euro pro Megawattstunde (MWh) erwartet, die bisherige Erwartung lag bei 12 Euro, der Preis im Vorjahr betrug 8,9 Euro/MWh.

Für den starken Anstieg des Gaspreises gebe es verschiedene Gründe, sagte Stern. Einerseits habe man nach dem vergangenen kalten Winter die Gasspeicher wieder befüllen müssen, weshalb der Preis auch über den Sommer hoch geblieben sei. Gleichzeitig habe sich die Wirtschaft erholt und zu einer höheren Energienachfrage geführt. Darüber hinaus habe es auch eine Windflaute gegeben, weshalb erneuerbare Energien etwas weniger Strom geliefert hätten. „Die europäische Produktion von Gas geht natürlich auch zurück.“ Der Gasmarkt sei über LNG (Flüssigerdgas) zunehmend global geworden, und durch die starke wirtschaftliche Nachfrage in Asien sei sehr viel LNG dorthin gegangen und nicht nach Europa geliefert worden.

Die europäischen Gasspeicher waren im Oktober zu drei Vierteln gefüllt, die Speicher in Österreich zu 56 Prozent. Der OMV-Speicher sei zu 73 Prozent gefüllt, sagte Stern. „Wir meinen, dass wir in einer sicheren Position sind, unsere Verträge in den nächsten Monaten erfüllen zu können. Man habe langfristige Verträge mit Gazprom und anderen Lieferanten und Gazprom habe ihre Lieferverpflichtungen gegenüber der OMV eingehalten.

Bei der Erarbeitung der neuen OMV-Strategie mache man gute Fortschritte, sagte der CEO. Präsentiert werden soll sie im ersten Quartal 2022. Bei der Energiewende müsse man technologieoffen bleiben. „Wenn wir uns die letzten Jahrhunderte der Menschheit anschauen, haben wir immer über Innovation und Technologie unser Leben lebenswerter gemacht.“ Die OMV habe seit längerer Zeit schon in die Kreislaufwirtschaft investiert, die es erlaube, mit weniger Energie und CO2-Emissionen die gleichen Produkte zu erzeugen – allerdings sei man dabei noch nicht kostenneutral. Das sei das „Innovator’s Dilemma“ – man konkurriere mit etwas, das über Jahrzehnte optimiert worden sei.

Die OMV setzt auch auf das Thema Wasserstoff: Eine 10-MW-Elektrolyseanlage am Standort Schwechat soll 2023 in Betrieb gehen. „Den Wasserstoff wollen wir zunächst als Rohstoff in unserer Produktion einsetzen“, sagte Stern. Man brauche Wasserstoff sowohl in der Raffinerie als auch in der Kreislaufwirtschaft. „Gleichzeitig experimentieren wird mit der Post gemeinsam, wie man Wasserstoff im Transportwesen einsetzen könnte.“

Für das vierte Geschäftsquartal dieses Jahres sei man angesichts des Wirtschaftswachstums zuversichtlich, so Stern. Die Auslastung der Raffinerien liege über 86 Prozent, die Raffineriemarge der europäischen OMV-Raffinerien bei rund 3,5 Dollar pro Barrel. In der Chemiesparte liege die Anlagenauslastung über 90 Prozent.

Gerüchte, wonach nach dem Rückzug von ExxonMobil aus dem Gas-Förderprojekt Neptun im Schwarzen Meer auch die OMV ihren Anteil verkaufen könnte, wollte Stern nicht direkt kommentieren. Für eine finale Investitionsentscheidung bei Neptun warte man noch auf das „offshore law“ der rumänischen Regierung. Für einen Verkauf der Rumänien-Tochter OMV Petrom gebe es keine Pläne, sagte Stern auf eine Journalistenfrage bei der Präsentation der Quartalszahlen.

APA