Preise. Die Verbraucherpreise sind hierzulande so hoch wie seit November 2011 nicht mehr. Eine Erhebung des Wifo zeigt, in welchem Ausmaß die Anstiege der Inflationsrate auf die globalen Lieferketten zurückzuführen sind.
Dass die Inflation in Österreich auf einem Zehn-Jahres-Hoch angekommen ist, daran musste man sich schon in den vergangenen Monaten gewöhnen. Und daran ändert sich auch so bald nichts. Wie aus einer Schnellschätzung der Statistik Austria hervorgeht, kletterte die Teuerungsrate im Oktober nämlich auf 3,6 Prozent. Sie erreichte damit ein Niveau, das man zuletzt im November 2011 beobachten konnte.
Global steigende Preise sind ein Phänomen des zweiten Coronajahres. Die Schwelle von drei Prozent knackte der Verbraucherpreisindex in Österreich heuer erstmals im August – mit 3,2 Prozent. Die Kosten für Treibstoffe und Energie, die 2020 deutlich niedriger ausfielen, sind nun ein Treiber der Inflation – das war auch im Oktober nicht ander
Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo zeigen, dass eine weltweite angebotsseitige Störung, die die Rohstoffpreise um zehn Prozent nach oben klettern lässt, zu einem Anstieg der heimischen Inflation um 0,6 Prozentpunkte führt.
Wäre ein zehnprozentiger Preisanstieg jedoch auf eine stärkere globale Nachfrage zurückzuführen, zöge die heimische Inflationsrate lediglich um 0,3 Prozent an. Wifo-Ökonom Stefan Schiman führt diesen Unterschied darauf zurück, dass anziehende Rohstoffpreise, die mit einer erhöhten Nachfrage einhergehen, von Unternehmen leichter abgefangen werden können, da eine solche Entwicklung meist mit einer Erholung der Konjunktur einhergeht und Firmen in einem freundlichen Umfeld meist höhere Gewinne schreiben.
Der Ökonom hat sich allerdings nicht nur den Einfluss der Rohstoffpreise auf die Inflationsrate angesehen, sondern auch untersucht, wie sich globale Nachfrageimpulse und Angebotsschocks auf die österreichische Teuerungsrate auswirken. Und dabei zeigt sich, dass im August gut ein halber Prozentpunkt der Inflationsrate (von 3,2 Prozent gesamt) auf die angebotsseitigen Verwerfungen an den globalen Märkten zurückzuführen ist, ein weiterer halber Prozentpunkt auf den anhaltenden Aufschwung der Weltkonjunktur. Macht in Summe rund ein Prozent.
Der Preisdruck, den es durch die Probleme im Angebot – also bei den Lieferketten – gab, hat sich in den vergangenen Monaten verschärft und schlug zuletzt stärker auf die Verbraucherpreise durch als die Nachfrage. Für September und Oktober dürfte dies, auch aufgrund der hohen Gaspreise, nicht anders sein, so Schiman. „Der Angebotsschock wird sich verstärken“, sagt der Wifo-Ökonom.
Damit stellt sich die Situation in diesem Jahr deutlich anders dar als 2020, als vor allem die ausbleibende Nachfrage infolge von Lockdowns für Rückgänge bei den Verbraucherpreisen sorgte. Laut Schiman nivellierte dieser Schock die Verbraucherpreise etwa im April und Mai 2020 um 1,3 bzw. 1,4 Prozent nach unten. Damals lag die allgemeine Inflationsrate in Österreich bei 1,5 bzw. 0,5 Prozent.
Inflationsprognose geht rauf
Bei Raiffeisen Research erwartet man, dass der Höhepunkt der Teuerungswelle in Österreich im laufenden vierten Quartal erreicht sein sollte. Am Freitag wurden übrigens auch die Schätzungen für die Euroraum-Inflation veröffentlicht. Und da zeigt sich für den Oktober ebenfalls ein kräftiger Anstieg. Die Teuerung zog in den Mitgliedstaaten um 4,1 Prozent an – der höchste Wert seit Mitte 2008. Damit liegt sie deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank. Ökonomen gehen für heuer von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 Prozent statt um 1,9 Prozent aus.
Die Presse