Wie funktioniert Wohnen ohne Gastherme oder Ölheizung?

18. November 2021

Die Bundesregierung will Österreich bis 2040 klimaneutral und damit frei von fossilen Brennstoffen machen. Wie geht das für Gebäude?

Die wohlige Wärme und das warme Wasser von rund eineinhalb Millionen Haushalten in Österreich wird derzeit – noch – mit fossilen Brennstoffen erzeugt: Rund 900.000 Gasheizungen und 600.000 Ölheizungen sollen bis spätestens 2040 ausgetauscht werden. Dabei sind die Zahlen nur Schätzungen, solide Daten gibt es nicht, das Klimaministerium erstellt derzeit ein Gebäude-Register, um einen Überblick zu bekommen.

Es ist aber nicht nur die Datenlage unvollständig, sondern es gibt auch kein Gesetz und keine Verordnung, die ein Ende von Gas- oder Ölheizungen vorschreiben würden. Das Klimaschutz- und Energieministerium verhandelt seit Monaten die „Wärme-Strategie“ mit dem Koalitionspartner und den Bundesländern, die für wesentliche Bereiche wie Raumordnung und Bauordnung zuständig sind. Was auch dazu führt, dass es neun unterschiedliche Regelungen gibt.
Großes Ziel bleibt, dass ab 2035 keine Ölheizung mehr in Betrieb ist und ab 2040 keine Gasheizung. Gesetzlich fixiert ist bisher nur das Verbot von Ölheizungen in Neubauten. Was aber kommen wird: Ab 2022 dürfen kaputte Ölheizungen nicht durch Ölheizungen ersetzt werden; ab 2025 dürfen keinen Gasheizungen mehr angeschlossen werden, und Ölheizungen, die ein gewisses Alter erreicht haben, werden sukzessive stillgelegt.

Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, der in Glasgow war, um sich mit Kollegen auszutauschen, erklärt den Plan für Wien. Und er beginnt gleich mit einer Absage an Forderungen, künftig (mit Ökostrom produziertes) grünes Gas ins Gasnetz einzuspeisen: „Grünes Gas ist dafür zu wertvoll, das werden wir für industrielle Prozesse benötigen.“
Wien hat eine fast fertige Strategie und will bis 2040 jede fossile Heizung ersetzen – durch Alternativen. Konkret: Da, wo Fernwärme angeschlossen werden kann, soll das auch möglich werden. Die Fernwärme hat in Wien noch immer einen hohen Fossilanteil, es wird aber Aufgabe des Unternehmens, das bis 2040 zu „dekarbonisieren“.
Als alternative Heizsysteme bleiben dann nur mehr Luft-Wärmepumpen oder Erdwärmepumpen. Diese Technik nützt die thermische Energie aus der Luft, der Erde oder dem Wasser und macht sie zum Heizen nutzbar.

So weit, so einfach.

Aber wie soll das konkret aussehen? „Technisch gesehen wird es in einer Stadt mit Mehrparteienhäusern oft nur über einen Zwischenschritt gehen, über eine Zentralisierung der Wärmeversorgung mit Luft-Wärmepumpen zum Beispiel. Und die Mieter können sich dann einfach anschließen. Glücklicherweise verfügt in Wien jede Wohnung, die nicht ein Passivhaus ist, über einen Kamin, über den man sich relativ einfach anhängen kann, Wohnung für Wohnung“, sagt der Stadtrat. Dazu wird es – einkommensabhängig – Bundes- und Landesförderungen geben, die bis zu 100 Prozent der Kosten abdecken sollen.

Czernohorszky kündigt außerdem an, dass es eine zentrale Anlaufstelle über die Hauskunft.at und das neue „Zentrum für Erneuerbare Energien“ geben wird: „Die werden über Förderungen informieren können, über konkrete technische Lösungen, und werden das auch bis zur Umsetzung begleiten.“

Kurier

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