Für den an der Wiener Börse notierten österreichischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) laufen die Geschäfte heuer gut: Der Auftragseingang ist in den ersten drei Quartalen auf 237,1 Mio. Euro gestiegen (nach 184 Mio. Euro), das Betriebsergebnis (EBIT) drehte auf 16,1 Mio. Euro ins Plus und unterm Strich stand ein Ergebnis nach Steuern von 8,9 Mio. Euro, nachdem vor einem Jahr noch ein Verlust von 21,3 Mio. Euro verbucht wurde.
„Das wirtschaftliche Umfeld hat sich 2021 klar verbessert“, sagte SBO-Chef Gerald Grohmann. „Gerundet haben wir im ersten Quartal 60 Millionen Umsatz gemacht, im zweiten 70 und im dritten 78,8 Millionen. Auch das Ergebnis ist von Quartal zu Quartal gestiegen, von dreieinhalb auf über fünf und jetzt über sieben Millionen das EBIT“, sagte Grohmann am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Die Annahme, dass das dritte Quartal 2020 der Tiefpunkt der Krise war, habe sich bewahrheitet.
Bis Ende September hat SBO 208,3 Mio. Euro Umsatz erzielt. Im vergangenen Jahr habe man mit 236,4 Mio. Euro etwas mehr Umsatz gehabt, „und zwar deswegen weil das erste Quartal 2020 noch ein vollkommen normales, von der Pandemie unberührtes war“. Beim Ergebnis habe man aber doch eine „positive Distanz zum Vorjahr“: Ende September 2020 war das EBIT mit -19,8 Mio. Euro negativ gewesen, jetzt wurde ein Betriebsgewinn von 16,1 Mio. Euro verbucht. „Also man sieht, die Richtung stimmt“, so Grohmann.
Trotz der jüngsten Pandemieentwicklung sei man für die eigene Branche positiv eingestellt. Die Nachfrage nach Öl und Gas dürfte weiter steigen, „man geht davon aus, dass sie 2022 wieder den gleichen Level erreicht haben wird wie vor der Pandemie. Aber es kommt noch etwas dazu: dass in den letzten Jahren aus verschiedensten Gründen – Ölpreis, Pandemie – viel zu wenig in Exploration und Produktion investiert worden ist.“ Jetzt müsse in die Öl- und Gasproduktion wieder viel mehr investiert werden, um die Nachfrage befriedigen zu können. Davon würden Unternehmen wie Schoeller-Bleckmann profitieren.
Die Entwicklung des Ölpreises vorauszusagen sei schwierig, „weil der Ölpreis von vielen Dingen beeinflusst wird, die mit Nachfrage und Produktion nicht unbedingt zusammenhängen, das sind etwa geopolitische Dinge, marktpolitische oder strategische Dinge“.
Dass Österreich jetzt in einen vierten Lockdown gegangen sei – „vielleicht kommen andere Länder nach, die Slowakei ist schon nachgekommen“ -, werde auf die langfristige Entwicklung keine Auswirkung haben, glaubt Grohmann. „Das mag eine Verflachung des Wachstums für ein paar Wochen oder eine paar Monate sein, aber wir schauen in das Jahr 2022 und darüber“, und da werde die Nachfrage nach Öl und Gas wieder steigen. „Viele Stimmen in unserer Industrie gehen davon aus, dass dieser Hochzyklus einige Jahre dauern wird. Das hängt natürlich auch von der globalen wirtschaftlichen Entwicklung ab.“
Der Personalstand der SBO sei in Österreich auch während der Krise relativ konstant geblieben, sagte Grohmann, man habe beim letzten coronabedingten Down-Zyklus die Strategie gewählt, „die Leute durchzufüttern“, was dank einer guten Auslastung auch über einen großen Teil des Jahres 2020 gelungen sei. „Wir sind auch sehr froh darüber, weil wir fahren jetzt wieder im Dreischichtbetrieb hier in Ternitz.“ In den USA habe man hingegen in der Pandemie 40 Prozent der Leute abgebaut, „das war sehr heftig. Hier wird jetzt punktuell wieder aufgenommen.“ Seit Ende 2020 habe sich der Personalstand von 1.130 auf 1.215 (Ende September 2021) erhöht.
Als Ausrüster stehe die SBO nicht so im Fokus wie Öl- und Gasproduzenten und spüre daher keinen gesellschaftlichen Druck, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen, sagte Grohmann. Dennoch versuche man auch in anderen Industrien Fuß zu fassen. „Wir haben in Houston ein 3D-Druckzentrum, wo Produkte aus hochlegierten Stählen und Metallen im 3D-Druckverfahren hergestellt werden. Da sind wir bereits für die Raumfahrtindustrie tätig.“ Aufträge bekomme man auch aus der Halbleiterindustrie. Beim Projekt „GeoTief Wien“ der Wien Energie „sind wir nicht an vorderster Front involviert, weil wir kein Projektentwickler sind. Wir haben Ausrüstungsteile und Equipment. Wenn es so weit ist, bin ich überzeugt, dass wir hier zum Zuge kommen. Aber da wird sicher noch etwas Wasser über die Donau fließen.“
APA