IEA – Strom aus Erneuerbaren bleibt unzuverlässig

30. Dezember 2021, Wien/Paris
Produktion blieb hinter Kapazitäten zurück
 - Wittenburg, APA/dpa-Zentralbild

Die Kapazität für erneuerbaren Strom wächst rasant. Diese gute Nachricht überlagert manchmal, dass die Verfügbarkeit dieses Stroms nicht immer verlässlich und zeitgerecht ist. Mit dem Klimawandel, aber auch aus grundsätzlichen Wetterschwankungen, ergeben sich Lücken, zeigt der jüngste Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zu erneuerbarer Energie. So stieg die Kapazität für erneuerbaren Strom von 2020 auf 2021 um 9 Prozent, die Produktion aber nur um 6 Prozent.

Auslöser für die Minderleistung waren Wetterkapriolen in großen Märkten, die sowohl die Wasserkraft als auch den Windstrom beeinträchtigten. Dürren in Brasilien, den USA, China und der Türkei dämpften die Stromproduktion aus Wasserkraft, Flauten verhinderten bei Strom aus Windenergie die volle Ausnutzung der Kapazitäten. Dabei kommt es zu großen regionalen Unterschieden: Es gab zwar weltweit einen Anstieg des Wind-Stroms von 14 Prozent, in der EU aber zum Beispiel einen Rückgang um 3 Prozent.

Ein anderes Problem der Erneuerbaren ist die Produktion zu Zeiten, in denen kein Bedarf vorhanden ist. So konnten in großen Erzeugerländern (China, USA, Australien, große EU-Länder) in den Jahren 2019 und 2020 jeweils insgesamt rund 40 TWh Strom aus „variablen“ erneuerbaren Quellen, im wesentlichen Wind- und Solarstrom, nicht genutzt werden, in den Jahren davor sogar noch mehr. Das entspricht mehr als der Hälfte des Strombedarfs Österreichs.

Um das Potenzial der neu gebauten Anlagen zu nutzen seien daher auch der Ausbau der Stromnetze, eine Verbesserung der Marktmechanismen sowie bessere Wetter-Vorhersagen unabdingbar, erinnert die IEA. Auch sollte mehr in verlässliche Grunderzeugung aus erneuerbaren Quellen investiert werden – im Wesentlichen Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie. Unter diesen ist nur Wasserkraft in großem Umfang vorhanden, der Ausbau stockt allerdings.

Bis in die frühen 2010er-Jahre war Wasserkraft die dominierende Quelle erneuerbaren Stroms. 2020 entfielen nur mehr knapp 60 Prozent auf Wasserkraft und 2026 erwartet die IEA, dass nur mehr gut 40 Prozent des erneuerbaren Stroms so generiert wird.

In den kommenden fünf Jahren dürfte sich die Stromproduktion aus Sonnen- und Windkraft verdoppeln, erwartet die IEA. Trotz dieser spektakulären Wachstumsraten müsste die Welt ihre Anstrengungen aber wesentlich verstärken, hält die IEA fest. Denn selbst wenn alle Zusagen eingehalten werden, bleibe die erneuerbare Stromerzeugung noch deutlich unter dem, was für „Null-Emissionen“ im Jahr 2050 nötig wäre. Sowohl für Wind als auch für Solarstrom müsste sich der Ausbau im Vergleich zur Prognose noch einmal verdoppeln, um dieses Ziel zu erreichen.

Dabei gehe es meist nicht mehr um Wirtschaftlichkeit, denn sowohl Solarstrom als auch Windkraft seien in den meisten Ländern günstiger als Alternativen auf Basis fossiler Treibstoffe. Den Ausbau hemmen würden aber Probleme bei den Genehmigungen und die „soziale Akzeptanz“, also Widerstand der Menschen in den Regionen, wo neue Anlagen entstehen sollen. Diese nicht-marktwirtschaftlichen Barrieren beträfen auch die Wasserkraft und insbesondere Pumpspeicherkraftwerke, die derzeit noch drei Viertel der weltweiten Kapazität für Stromspeicherung stellen.

APA

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