Streit um Nord Stream wird für Uniper zur Zitterpartie

23. Feber 2022, Düsseldorf
Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach
 - Saint Petersburg, APA/AFP

Den deutschen Energiekonzern Uniper könnte sein finanzielles Engagement bei der vorerst gestoppten Gaspipeline Nord Stream 2 teuer zu stehen bekommen. Der Konzern prüfe, ob Abschreibungen nötig seien, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach am Mittwoch bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2021. Uniper gehört wie die österreichische OMV zu den von fünf westlichen Finanzpartnern des russischen Gazprom-Konzerns bei dem rund 9,5 Mrd. Euro teuren Projekt.

Nach der Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine hat die deutsche Regierung die Inbetriebnahme auf Eis gelegt. Die Uniper-Aktie notierte am Mittwoch zeitweise um mehr als drei Prozent im Minus.

„Wir müssen die gestrige Entscheidung erst mal verdauen“, sagte Maubach in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Er sei optimistisch, dass die Röhre am Ende in Betrieb gehen werde. Wann sei aber unklar. Unipers finanzielles Engagement bestehe aus einem Darlehen von mehr als 700 Millionen Euro plus Zinsen. Damit komme man auf eine Summe von rund einer Milliarde Euro. Gaslieferungen von Russland nach Europa seien im Interesse aller Seiten. Gazprom komme auch jetzt seinen Liefervereinbarungen nach. Russland ist mit einem Anteil von 55 Prozent der größte Gaslieferant Deutschlands. Die Gaspreise waren in den vergangenen Monaten explodiert. Der österreichische Konzern OMV ortet aktuell keinen Abschreibungsbedarf: Die OMV sieht keinen Grund für das Geschäftsjahr 2021 Abschreibungen vorzunehmen, so ein Sprecher am Mittwoch.

Den stark gestiegenen Gaspreisen und Zuwächsen im Handelsgeschäft verdankte Uniper 2021 die Steigerung des operativen Gewinns. Die deutsche Tochter der finnischen Fortum verbesserte ihren bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auch getrieben von Zuwächsen im Handelsgeschäft um knapp 19 Prozent auf rund 1,2 Mrd. Euro. Wegen der stark gestiegenen Strom- und Gaspreise habe der Konzern allerdings für seine Geschäfte höhere Sicherungsleistungen erbringen müssen, wodurch unter dem Strich ein Verlust von 4,1 Mrd. Euro stehe. Uniper hatte bereits mitgeteilt, für 2021 eine auf 0,07 Euro von zuvor 1,37 Euro gekürzte Dividende zahlen zu wollen. Für 2022 erwartet Uniper ein bereinigtes Ebit von 1,0 bis 1,3 Mrd. Euro.

APA/ag