Ein Ölpreis über 100 Dollar spült der OMV viel Geld zu. Verhinderte Pipelines könnten damit zu tun haben.
Wenn jetzt Unternehmen um ihre Mitarbeiter in der Ukraine bangen und geschäftlich möglicherweise sogar den Stecker in dem besetzten Land ziehen müssen, dann ist die OMV derzeit in einer vergleichsweise guten Lage. Ein Ölpreis von mehr als 100 Dollar lässt Umsätze und Gewinn sprudeln.
In der Ukraine hat die OMV keine Aktivitäten. In Russland ist sie mit 24,99 Prozent an einer Gazprom-Fördergesellschaft am Gas- und Ölfeld Russkoje beteiligt. Mit 6,7 Dollar Förderkosten pro Barrel holt der Konzern Öl und Gas in aller Welt aus dem Boden. In Russland ist es noch billiger. Russkoje bringt heute ein Fünftel der Öl- und Gasproduktion der OMV.
Ein extrem niedriger Preis, den die OMV ihrem Ex-Chef Rainer Seele zu verdanken hat, der stark auf Russland setzte und diesen Kurs erst vor zwei Jahren wieder verließ. Das zweite große Russland-Projekt, auf das Seele gesetzt hatte, wird die OMV jetzt endgültig zu Grabe tragen. Nämlich den Plan einer ähnlich konstruierten Beteiligung an dem Förderfeld Achimov-Urengoy in Sibirien. Die Pläne lagen lange in der Schublade. Für ihre Umsetzung wollte die Gazprom von der OMV den Weg in die Nordsee freigeschlagen bekommen. Dass der norwegische Staat die russische Beteiligung an der dortigen Förderung der OMV vereitelte, kann als Glücksfall angesehen werden – zumal auch dort die Profite hoch sind.
Angesichts des extremen Drucks auf Öl- und Gasmärkte ist die OMV über ihre bis 2040 reichenden Lieferverträge mit Gazprom gut bedient und weniger von Spot-Märkten abhängig. Die Nichteinhaltung der Verträge gilt als extrem unwahrscheinlich. Vertragstreue braucht die OMV auch bei der von der OMV mitfinanzierten Gazprom-Pipeline Nord Stream 2, die nicht in Betrieb gehen wird. In der OMV sieht man derzeit keinen Abschreibungsbedarf, die Rückzahlungen seien pünktlich.
Aktuell fließt das meiste russische Gas übrigens über Nord Stream 1. In der Ukraine sollen Soldaten bereits wichtige Stationen der ukrainischen Gasgesellschaft besetzt haben.
Wenn nun das Versäumnis Europas, alternative Pipelines zu bauen, offenkundig wird, ist auch hier die OMV ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Die von der OMV geplante Pipeline „Nabucco“ hätte Gas unter anderem aus der Region Kaspisches Meer nach Europa transportieren sollen. Russland war gegen das Megaprojekt, die EU dafür – aber alles andere als konsequent in ihrer Unterstützung. Als „Nabucco“ geplatzt war, hieß ein möglicher Ausweg „South Stream“, die auch russisches Gas transportiert hätte, über den Balkan und Österreich. Laut EU-Recht hätte sie 50 Prozent Gas von Dritten transportieren können – und kam nie.
Das vor vielen Jahren im Schwarzen Meer entdeckte Gasfeld „Neptun“ ruht bisher. Rumänien brachte bisher nie ein nötiges Offshore-Gesetz auf den Weg. Die OMV würde das Feld jetzt jedenfalls gern entwickeln.
Kleine Zeitung