Experten: Sofort-Importstopp für Russen-Energie geht nicht

7. März 2022, Wien/Kiew/Moskau
Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control - Wien, APA/(c) www.annarauchenberger

Energie-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch und der Energieanalyst Johannes Benigni halten einen derzeit in der Politik diskutierten möglichen Importstopp für russisches Gas und Öl für einen nicht gangbaren Weg. „Von heute auf morgen würde das nicht möglich sein ohne ganz massive Einschränkungen“, meinte Urbantschitsch am Montag im Ö1-„Mittagsjournal“. Auch Benigni warnte im ORF-Radio vor unmittelbaren Folgen für die Verbraucher, „sprich auf unsere Industrie“.

„Man muss natürlich die Abhängigkeit vom Gas aus Russland reduzieren, aber von heute auf morgen würde das nicht möglich sein ohne ganz massive Einschränkungen“, verwies der Vorstandsdirektor der heimischen Energieregulierungsbehörde E-Control etwa auf die Slowakei oder Ungarn, wo praktisch alle Haushalte mit Gas beheizt seien. „Man muss sich das ganz genau bis zu Ende durchüberlegen. Und weil manche Länder leichter damit auskommen auf das russische Gas zu verzichten, heißt das nicht, dass andere Länder, zum Beispiel auch Österreich, nicht größte Probleme hätten, unmittelbar auf russisches Gas zu verzichten.“

Die Effektivität einer solchen Strategie liege „eher im Mittelfristbereich“, so Benigni vom Wiener Analysehaus JBC Energy: „Wenn man das heute macht, dann darf man sich nicht erwarten, dass morgen der Kriegstreiber hier aufhört den Krieg zu führen.“ Es hätte aber als negative Folge „unmittelbare Auswirkungen auf den Konsumenten, sprich auf unsere Industrie. Das ist die Frage: Will man sich das wirklich antun?“ Zuerst müsse man sich alternative Lieferwege erschließen, wie dies auch Urbantschitsch erwähnt habe.

Laut Benigni muss danach getrachtet werden, „dass wir uns Flüssiggas bedienen und dass wir da auch die Lieferwege erschließen, sprich, man muss die Pipeline und Pumpstationen bauen und so weiter. Das sind alles Dinge, die dauern. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen, sonst haben wir tausende Arbeitsplätze in der Industrie, die verloren gehen.“

Der Flüssiggasmarkt sei ein sehr aktiver Markt, erinnerte Benigni. 80 Prozent des LNG würden nach Asien gehen. Europa sei zur Zeit am Flüssiggasmarkt eher Außenseiter, „weil wir in der Vergangenheit immer im Pipeline-Gas waren von Russland, von Norwegen, von Algerien und so weiter“. Es gebe auch amerikanisches LNG und nigerianisches, Katar könne erst 2024/25 wieder zusätzliches Gas auf den Markt werfen, wenn dort die Investitionen umgesetzt seien. „Momentan haben die gar nichts.“

APA

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