Aus für Gasheizungen verärgert die Branche

25. April 2022, Wien
Tauziehen um russisches Gas geht weiter - Moscow, APA/AFP

Das geplante Erneuerbare-Wärmegesetz sieht ein Verbot im Neubau ab nächstem Jahr vor. Die Probleme sind andere, sagen Kesselerzeuger.

Der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich hat dieser Tage kritisiert, dass einige Landesenergieversorger noch immer für neue Gasheizungen werben. In Neubauten sind Gasheizungen aber voraussichtlich nächstes Jahr Geschichte. „Die Errichtung, der Einbau sowie die Aufstellung einer oder mehrerer Anlagen zur Wärmebereitstellung, die für den Betrieb mit flüssigen fossilen oder festen fossilen Brennstoffen oder mit fossilem Flüssiggas geeignet sind, ist in neuen Baulichkeiten ab 1. Jänner 2023 unzulässig“, heißt es in einem durchgesickerten Entwurf für das geplante Erneuerbare-Wärmegesetz (EWG). Ausgenommen sind nur Anlagen, für die bereits eine Baugenehmigung vorliegt.Damit will das von den Grünen geführte Klimaministerium den stufenweisen Ausstieg aus Gasheizungen um zwei Jahre früher starten als im Koalitionsabkommen mit der ÖVP bisher vereinbart. Dort war 2025 vorgesehen. Bis spätestens Ende Juni 2040 sollen dem Entwurf zufolge dann alle Gasheizungen „stillgelegt“ sein. Für Öl- und Kohleheizungen gilt das Aus fünf Jahre früher, bis 30. Juni 2035.Für den Fachverband der Gas- und Wärmeversorger ist die Frage, ob 2023 oder 2025, nicht entscheidend. In neuen Wohnungen oder Häusern komme der Einbau ohnehin zum Erliegen, sagt Geschäftsführer Michael Mock. Nur in entlegenen Regionen würden da und dort noch Öl- durch Gaskessel ersetzt. Die Branche halte es nicht für gerechtfertigt, Menschen vorzuschreiben, welche Heizsysteme sie verwenden dürften. „Den Unterschied sollte nicht die Technologie machen, sondern womit sie betrieben wird“, sagt Mock. Daher sei in Österreich ein Ausbau von Biogas und grünem Wasserstoff nötig, dazu fehle ein entsprechendes Gesetz.

Gegen ein „Verbot ohne glaubhafte Alternativen“ wettert auch Elisabeth Berger, Geschäftsführerin der Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten. Im städtischen Bereich könnten derzeit nur Fernwärmeanschlüsse oder Wärmepumpen als Ersatz für Gas angeboten werden. Und beide könnten nach wie vor nicht ohne fossile Energie betrieben werden – gerade im Winter, sagt Berger. Zudem seien sie weniger effizient als moderne Gasthermen, daher werde der Gasverbrauch unterm Strich sogar steigen. In Wien, wo die Hälfte der rund 900.000 Gasheizungen laufe, kämen 90 Prozent der Fernwärme aus Erdgas. „Das heißt, sich in die eigene Tasche lügen“, kritisiert Berger. Kritisch sieht sie auch den Ersatz bestehender Anlagen, wenn diese noch einfach zu reparieren seien, aber in Zukunft dann mit hohen Kosten ersetzt werden müssten.

Seit Jahresbeginn gab es laut Verbandszahlen einen Rückgang beim Einbau von Gasthermen von 15 Prozent. 2021 wurden dagegen ähnlich wie in den Jahren davor knapp 50.000 neu oder als Ersatz eingebaut. Um 30 Prozent auf 34.000 zugelegt haben hingegen Wärmepumpen. Viele Hausbesitzer nutzen auch die großzügigen Förderungen für den Ausstieg aus Öl und Gas und steigen etwa auf Pelletsheizungen um. Die Branche arbeite jetzt völlig am Anschlag, sagt Berger, oft komme es zu Wartezeiten.

Im Klimaministerium gibt man sich weiter bedeckt. „Beim vorliegenden Dokument handelt es sich um einen Gesetzesentwurf, der noch in Verhandlung ist. Das Ziel der Regierung ist klar: Wir müssen so schnell wie möglich raus aus russischem Gas. „Jede Gasheizung, die wir loswerden, hilft, den Verbrauch zu senken“, heißt es dort.

Die Umweltorganisation Global 2000 drängte am Donnerstag auf rasche Beschlüsse der Regierung. Nur so könne Österreich unabhängig von russischen Gaslieferungen werden und in eine grüne Energiezukunft gehen.

von Monika Graf

Salzburger Nachrichten

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