Boltz: Aus für Merit-Order-Prinzip brächte preislich wenig

10. Mai 2022, Wien
Experte: Kaum Strompreissenkung durch Aus für Merit Order - Leipzig, APA (Themenbild)

Auch ein Abgehen von der sogenannten Merit Order zur Strompreisbildung, wonach das jeweils letzte – in der Regel teuerste – (Gas-)Kraftwerk das Preisniveau bestimmt, würde nach Meinung des Energie-Experten Walter Boltz nicht viel ändern. Würde man stattdessen etwa ein Pool-Modell anwenden, würde es preislich „nicht um so viel besser“, so Boltz im Radio. Zuletzt hatte die WKÖ eine Änderung des Prinzips verlangt, die AK machte sich für einen Gaspreisdeckel für Kraftwerke stark.

„Ich glaube, es würde eine gewisse Erleichterung bei den Preisen bieten, aber für Haushaltskunden wird es deswegen auch nicht billiger, weil die zahlen ja auch jetzt schon nicht den tatsächlichen Großhandelspreis, sondern den Durchschnitt der letzten zweieinhalb Jahre und der ist deutlich niedriger“, meinte der frühere E-Control-Vorstand Boltz im Ö1-„Morgenjournal“ des ORF-Radio.

Eine Änderung des Strommarktes müsste auf europäischer Ebene passieren. Denn auch wenn in Österreich besonders viel erneuerbare Energie produziert wird, so erzeugen die heimischen Kraftwerke für den europäischen Markt, so Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Regulierungsbehörde E-Control, in dem Radiobeitrag. Die Diskussion, warum bei uns Strom so teuer sei, wo wir doch so viel Wasserkraft haben, sei „ein Missverständnis“: „Wir haben viel Wasser, wir brauchen aber gleichzeitig die Gaskraftwerke, um die heimische Stromversorgung sicherstellen zu können. Und zweitens ist es auch so, dass unsere Kraftwerke in Österreich, wie alle anderen Kraftwerke in der EU auch, für Europa produzieren.“

WKÖ-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) hatte am Sonntag kritisiert, dass die sogenannte Merit-Order führe „in der aktuellen Situation zu einer für viele unverständlichen Strompreisentwicklung, zumal Österreichs Stromerzeugung zu einem überwiegenden Anteil aus erneuerbaren Energieträgern stammt“. Es sei daher legitim darüber nachzudenken, wie die von dieser Preisentwicklung betroffenen Kunden entlastet werden könnten. Wer Sanktionen beschließe, die zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen, müsse auch der Bevölkerung reinen Wein einschenken, was die Folgekosten betrifft, und gleichzeitig konsequenterweise europäische Regelungen im Energiebereich auf Zeit anpassen, so Mahrer.

Arbeiterkammer-Energieexperte Josef Thoman hatte im APA-Gespräch dafür plädiert, dass der österreichische Staat durch eine Gaspreis-Deckelung für Kraftwerke – nach dem Muster von Spanien und Portugal – die hohen Strompreise nach unten bringen sollte. Die Preisdifferenz müsste den Kraftwerksbetreibern ersetzt werden. Gelinge es beispielsweise, den Gaspreis für einen bestimmten Kraftwerkseinsatz von 100 Euro pro Megawattstunde (MWh) auf 40 Euro je MWh zu senken, so würde der Strompreis von 250 Euro auf unter 100 Euro pro MWh sinken, rechnete Thoman am Freitag vor.

APA

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