Schärfere Tempolimits haben kaum Befürworter

8. Juni 2022, Innsbruck

Der Vorstoß für Tempo 100 auf Autobahnen, den das Land Tirol unternahm, findet kaum Zustimmung. Selbst bei der Umweltministerin nicht.

100 km/h auf Autobahnen, 80 auf Bundesstraßen und 30 im Wohngebiet. In den vergangenen Tagen haben grüne Landespolitiker verstärkt versucht, Druck für geringere Tempolimits auf Österreichs Straßen zu machen. Zuerst war es der Salzburger LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne), der sich für eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit auf den Autobahnen aussprach. Am Donnerstag wurde bekannt, dass das Land Tirol bei seiner Stellungnahme zur geplanten Änderung der Straßenverkehrsordnung neue Tempolimits angeregt hatte. Die Stellungnahme stammt aus dem Büro von LH-Stv. Ingrid Felipe (Grüne). Der Koalitionspartner, die ÖVP, stellte umgehend fest, dass er anderer Meinung sei und die derzeitigen Höchstgeschwindigkeiten beibehalten werden sollen.

Die Debatte um eine Reduktion der Tempolimits war zuletzt aufgekommen, weil dadurch Treibstoff eingespart werden könnte. Vor allem angesichts des Kriegs in der Ukraine und der unsicheren Energieversorgung sowie der steigenden Öl- und Gaspreise sei dies sinnvoll, wurde argumentiert. Die Rechnung ist einfach. Autos, die langsamer fahren, brauchen weniger Treibstoff. Wobei die Angaben, wie viel es ist, schwanken. So ergab eine Untersuchung im Auftrag des VCÖ, dass bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h der Spritverbrauch im Schnitt um rund ein Viertel höher ist als bei 100 km/h. Der ÖAMTC wiederum gibt den Minderverbrauch lediglich mit einem bis drei Prozent an.

Aber abgesehen davon, wie viel Sprit gespart werden könnte, scheint die Debatte über ein niedrigeres Tempolimit bereits wieder beendet zu sein. So teilte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) mit, dass sie auf Freiwilligkeit setze. „Die Temporeduktion ist gerade jetzt auch ein Beitrag dazu, weniger Erdöl zu verbrauchen. Es schont das Klima, es schont das Geldbörsel. Also ist es immer eine gute Idee und es ist eine Entscheidung, die jeder und jede von uns jeden Tag treffen kann und bitte auch tun soll“, sagte sie.

Von der ÖVP kam ebenfalls eine Absage an die Pläne fürs Langsamfahren. „Allgemeine Geschwindigkeitsreduktionen“ seien „nicht Bestandteil des gemeinsamen Regierungsprogramms von Volkspartei und Grünen“, sagte ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger. Und auch bei den anderen Bundesländern stößt der Tiroler Vorstoß auf wenig Begeisterung. Das Burgenland sei für die Beibehaltung der bisherigen Geschwindigkeitsbeschränkungen, hieß es aus dem Büro von Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ). Salzburgs Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) hält ebenfalls nichts von niedrigeren Tempolimits. Er setzt auf alternative Antriebe bei Kraftfahrzeugen, auf Eigenverantwortung und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Der oberösterreichische Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) lehnt eine Temporeduktion ebenfalls strikt ab. „Die aktuell gültigen Tempolimits bedeuten nicht, dass auf der Autobahn 130 km/h gefahren werden muss, sondern die Freiheit besteht, mit bis zu 130 km/h unterwegs zu sein“, sagte er.

Der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) meinte, dass eine Reduzierung der Tempolimits auf 30, 80 bzw. 100 km/h in der Steiermark für ihn „nicht zur Diskussion“ stehe. Der Kärntner Verkehrsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) hält ebenfalls nicht viel von den Tiroler Vorschlägen zum Tempolimit: „Die Tempolimits sollten bleiben, wie sie sind. Die Forderung nach einer generellen Reduktion ist überzogen und realitätsfremd.“

Salzburger Nachrichten